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Der Schutzmann konnte ihn sicher beraten, vermeinte er. Der Schutzmann öffnete auch sofort den Mund, aber nur, um in gewohnter Weise: „Maul halten!“ zu sagen. Der erbarmungswürdige Zustand des Vaters und eine Reichsmark erweckten dann bessere Regungen in seiner Brust. Er ließ sich herab, den Erklärungen zuzuhören. Er riet nach langem Grübeln, es im Warenhause Mayer sel. Witwe zu versuchen. Dort wäre alles zu haben, vom Hosenknopf bis zum Klavier. Der Vater atmete auf, das war immerhin eine Hoffnung.

Der Schutzmann wies ihm den Weg.

Im Warenhause wurde der Vater auf seine Frage nach Büsten in die Abteilung von Haushaltungsgegenständen und Kunst gewiesen. Dort standen Wringmaschinen, Herde, Lampen und ähnliche Gegenstände, genau wie bei dem Klempner. Dem Vater schwollen die Adern, aber er beherrschte sich. Ein junger Mann mit naßglattem Haar und einem Gerstenkorn am Auge kam linkisch irgendwoher und stellte sich vor den Vater. Der Vater erzählte ihm eingehend und wichtig, daß er von seinem Verein beauftragt sei, eine Beethovenbüste zu kaufen. Der junge Mensch nickte verständnisvoll und verschwand hinter den Wringmaschinen. Nach einer Weile kam er zurück und fragte: „Mit Bart?“

Das war es gerade, was der Vater nicht wußte. Der junge Mann bat den Vater, ihm zu folgen. Zwischen all dem nützlichen Gerät standen auf einem langen Regal unzählige Büsten. Das war die Abteilung für Kunst des Warenhauses Mayer sel. Witwe. Daneben lagen Plüschalbums und manches artige Nippes aus Biskuit.

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)