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Ich habe mich vergeblich seit Monaten hier bemüht, einen Dantekopf zu finden. Und nun in dieser späten Stunde finde ich in Ihnen, was ich gesucht, den Dantekopf, die scharfe Nase, das springende Kinn, die dunkle Gesichtsfarbe – Sie müssen mir sitzen – unbedingt!“

„Dante, Dante, meine Tante, deine Tante,“ schwirrte es in Leobschietz’ Kopf herum. Er warf einen dankbaren Blick zum Himmel, daß endlich eine Autorität seinen Kopf anerkannte.

„Wann ist es Ihnen genehm, zu kommen? Mein Atelier ist in der Akademie. Im übrigen, wie heißen Sie?“

„Leobschietz, Leobschietz in Rüböl, verehrter Meister!“

„Wo liegt diese Stadt?“ fragte ihn Brauntupf.

Leobschietz begann nun des breiteren über Rüböl und so zu reden.

„Also kommen Sie morgen?“ sagte der Professor kurz.

Leobschietz überlegte, wie er von seinem Rüböldienst frei kommen könnte. Er müßte seinem Chef sagen, er besuche die Kundschaft. Es wäre ihm eine Ehre, morgen um jede Zeit zu erscheinen, entschied er sich.

„Also um zehn Uhr, Herr Rüböl. Guten Abend!“ Der Professor ging strammen Schritten, die Füße nach auswärts gesetzt, in die Stadt zurück.

Leobschietz schwoll der Kamm in dem Gefühl, nun ein berühmter Mann zu sein. Er würde endlich die ersehnte Rolle in der Gesellschaft spielen.

Fünf Wochen arbeitete Professor Brauntupf an seinem Meisterwerk in täglichen Sitzungen. Leobschietz schob

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/113&oldid=- (Version vom 1.8.2018)