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Theater

Es wurde Hamlet gegeben mit dem berühmten Mustang aus Wien als Gast. Das Theater war ausverkauft. Alles, was so etwas war oder etwas sein wollte, war erschienen. Man muß sich bei solchen Gelegenheiten zeigen.

Es war etwa zehn Minuten vor Beginn. In der Garderobe drängte man sich wild durcheinander, reckte mit krampfhaft vorgebeugtem Leibe Mäntel und Hüte den Garderobefrauen entgegen. Man trat sich gegenseitig auf die Füße und rieb Mitmenschen seinen nassen Regenschirm durch das Gesicht, was mancher nicht liebt. Auch war man nicht besonders erfreut, wenn sich einem in dem starken Gedränge ein Opernglas mit scharfen Kanten, das der Hintermann auf der Brust trug, wie ein schmerzhafter Stempel in den Rücken drückte. Eine alte nervöse Dame war mit ihrem gehäkelten Tuch an dem Knopf des Jacketts eines jungen Mannes hängen geblieben, was sie ganz auf das Ungeschick des jungen Mannes schob.

Man streckte die Arme mit zuckenden Händen nach der Garderobenummer. Man hatte das Bestreben, seine Sachen möglichst an den vorderen Haken untergebracht zu sehen, damit man nachher schnell wegkam. Um Gottes willen nur schleunigst wieder hinaus! Das war der Hauptgedanke, der die Pilger zum Tempel der Musen, zum Tragödienspiel des großen Briten vor allem beschäftigte.

„Wenn wir uns nachher eilen, kriegen wir noch die Elektrische um elf,“ sagte ein dicker, glatzköpfiger Herr mit

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)