Aloys Behnewind heiratete den Koloß vom Niederrhein. Sie ward ihm zur unergründlichen Talsperre für den Strom seines Altruismus.
Acht Tage war friedliche Stille im Heim der Jungvermählten. Eines Tages aber hörte man lautes Geschimpfe aus der Wohnung Behnewinds. Gegen eine gelle Frauenstimme versuchte vergebens eine Männerstimme anzuschreien. Die Keiferei nahm Tag für Tag zu. Passanten blieben stehen. Dann flogen eines Tages Stocheisen, Kohlenstücke, Stiefelknechte, leere Flaschen, Stiefel, Bügelbolzen und sonstige harte Gegenstände klirrend durch die Fenster auf die Straße. Revolverschüsse, Schmähworte, die die elektrische Bahn entgleisen ließen, Droschkenpferde wild machten, sprangen aus den zerschlagenen Fenstern der Wohnung Aloysens.
Aloys, der gute Mensch, war ein Menschenfeind geworden. Seinen Altruismus und seine Herzensgüte hatten die Flitterwochen völlig vernichtet, und seine Herzlichkeit war in einen Menschenhaß, der sich auf seine Büdericher Gattin konzentrierte, umgeschlagen.
Teuflisch lockte er sie eines Tages in einen Freiballon und drückte ihr eine Höllenmaschine in die Hand. Sie ist gottergeben in die Luft geflogen.
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/036&oldid=- (Version vom 1.8.2018)