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Aus einem rheinischen Städtchen

Turbine Muhlmann

Als wir am 30. September, morgens, aus dem Gasthaus „Zum Turm“ traten, war ganz Caub beflaggt.

„Aha, wegen Sedan,“ meinte Toni Bender, der nicht gern lange über etwas nachgrübelte.

„Sedan ist doch am 2. September,“ belehrte ich ihn.

Ich studiere nämlich peinlich genau alltäglich den Abreißkalender, das ist zur wahren Manie bei mir geworden. Auf diese Weise sind mir die historischen Daten ziemlich geläufig.

Ich rekapitulierte: „30. September Todestag des Schlachtenmalers Franz Adam und des bekannten Chirurgen B. von Langenbeck und Geburtstag der Johanna Sebus.“

„Es wird wegen der Sebus sein,“ reflektierte ich, „die hat sich ja um die Rettung aus Wassersnot verdient gemacht. Das wird schon so sein, daß man die hier in Caub, wo sich alles um die Schiffahrt dreht, feiert.“

„Mußt ja immer alles besser wissen,“ sagte Toni; „von mir aus können sie auch wegen Johanna Sebus geflaggt haben. Uns kann das aber auch völlig gleichgültig sein. Mir wenigstens ist es furchtbar egal.“

Schweigend gingen wir nebeneinander her.

Eigentlich wollte es mir doch nicht so recht in den Kopf, die Sache mit der Johanna Sebus. Man hätte doch schon mal irgendwie ihren Namen in Verbindung mit Caub hören müssen.

Meine Gründlichkeit ließ mir keine Ruhe.

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/019&oldid=- (Version vom 1.8.2018)