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sie nämlich von den eigentlich sogenannten Professionisten behandelt, oder von solchen seichten Köpfen beurteilt wurden, die nicht Fähigkeit genug hatten, die Idee von ihrer sinnlichen Bezeichnung zu unterscheiden und abzuziehen. Das Glük ist in den meisten Fällen noch ein Wort ohne Sinn, in einigen andern bezeichnet es die äussere vortheilhafte Lage eines Menschen, dann wird es dem Verdienste und der Tugend entgegengesezt, und endlich mit der Glükseligkeit verwechselt. Auf die Bestimmung des lezteren Falls kömt es am meisten an. Im eigentlichen Verstande genommen, kan es, wenn man sich etwas dabei denken soll, nichts anders; als das Zusammentreffen, die Konkurrenz verschiedener äusseren Umstände zum Vorteile einer Sache, oder dieser und jener Person anzeigen. Glük und Glükseligkeit stehen nach diesem Begriff in der Verbindung mit einander, daß das erste ein Mittel zur leztern werden kan, wenn nämlich die Aussendinge etwas dazu beitragen, die angenehmen Empfindungen in uns zu erhalten, oder zu vermehren. Nur muß man sich dafür hüten, daß man diese Aussendinge nicht zum Grunde seiner Glükseligkeit machen wolle; – denn das können sie nie werden, weil sie gröstenteils so vergänglich und selbst oft mit unangenehmen Folgen verbunden sind.

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Heinrich Nudow: Ideen über Glük und Glükseligkeit. Kaiserliche Buchdrukerey, St. Petersburg 1788, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heinrich_Nudow_%E2%80%93_Ideen_%C3%BCber_Gl%C3%BCk_und_Gl%C3%BCkseligkeit.djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)