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– mit der Einschränkung der Begierden, und mit dem Bestreben nach Trostgründen auf gewisse unvermeidliche Widerwärtigkeiten des Lebens gerichtet, seine Wonne vermehren, und selbst für die Ewigkeit dauerhaft gründen. –

Bedarf es nun also wohl jener süssen, schwärmerischen und enthusiastischen Träume von Glük und Glükseligkeit? – Ist es nicht genug, daß wir glükselig seyn können, wenn wir es seyn wollen? Und erwartet unser bei einem eingeschränkten mässigen äussern Glük nicht oft mehr Vergnügen als bei einem völligen Ueberflus? Unser Geschmak, unsere Begierden werden durch immerwärende Sätigungen nur stumpf, nur das Entbehren, das Beraubtseyn giebt ihnen wieder Schwung und Schärfe. Selbst die Götter der Erde, wenn Sie auch sonst alles besässen und nichts entbehren dürften, würden nur oft Langeweile fühlen und selten zufrieden sein. Darum empfiengen Sie von der Gottheit den überschwenglichen Reichthum von Mitteln, die leidende sowohl als thätige Menschheit nicht nur äusserlich glüklich, – sondern wie ich gezeigt habe, auch wahrhaft glükselig zu machen. – und eben dadurch Ihre eigene Glükseligkeit bis zur möglichsten Stufe der Vollkommenheit zu erhöhen.

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Heinrich Nudow: Ideen über Glük und Glükseligkeit. Kaiserliche Buchdrukerey, St. Petersburg 1788, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heinrich_Nudow_%E2%80%93_Ideen_%C3%BCber_Gl%C3%BCk_und_Gl%C3%BCkseligkeit.djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)