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keine Menschenweisheit, keine Glükseligkeit möglich. Denn weise seyn und glükselig seyn, ist in meinem Wörterbuche eins.

Endlich so sind denn noch gewisse Feinheiten im Betragen des Menschen selbst, die zu seiner Glükseligkeit ungemein beisteuren. Dazu gehört erstens: Man muß sich einmal entschliessen, was man eigentlich seyn und anfangen will. – Den meisten Menschen mangelt dieser Endschlus, und doch ist er eine Bedingung, ohne die sie nicht glükselig seyn können. Ohne diesen Endschlus treiben sie sonst blindlings auf einem Meere von Ungewisheit herum, und reissen Abends wiederum ein, was sie nur Morgends gebaut hatten. Sie bringen die eine Hälfte des Lebens hin, dumme Streiche zu machen, und die andere, sie zu bereuen. Lehrt einen jeden nicht schon die Erfahrung, daß es eine Art von Ebbe und Fluth in den menschlichen Schiksalen gäbe? Bedient man sich der Fluth, so führt sie oft zum Glük; versäumt man sie aber, so endigt sich oft die ganze Fahrt unsers Lebens in Sandbänken und Schiffbruch. –

Traurige Ideen so viel möglich entfernen und durch angenehme ersezen; ist anderns auch einer

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Heinrich Nudow: Ideen über Glük und Glükseligkeit. Kaiserliche Buchdrukerey, St. Petersburg 1788, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heinrich_Nudow_%E2%80%93_Ideen_%C3%BCber_Gl%C3%BCk_und_Gl%C3%BCkseligkeit.djvu/16&oldid=- (Version vom 1.8.2018)