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Hieraus läst sich nun zugleich das Verhalten des weisen Mannes gegen sie herleiten, und aus diesem Gesichtspunkte ist es auch ferner wahr, wenn man sagt: Ein jeder ist seines Glükes Meister. – Es werden dem Menschen nämlich gewisse Mittel zu seiner Volkommenheit angewiesen, deren Anwendung von der Benutzung seiner Fähigkeiten abhängt. Man sollte es daher wenn man das Wort brauchen wollte, ein verdientes Glük nennen, wo der Erfolg gewisser Handlungen der Klugheit entspricht, mit welcher die Menschen sie unternamen und ausführten. Davon ist der Zufall unterschieden, der nicht in unsrer Gewalt steht, und welchen man ein unverdientes blindes Glük zu nennen gewohnt ist; wenn besonders ein weniger kluges Verhalten einen guten Fortgang hat. Ich will nur noch einen andern Unterschied berüren, den man zwischen dem Scheinglük und dem wahren wesentlichen Glük zu machen hat. Das Scheinglük ist wie ich glaube dasjenige; welches uns in der Zukunft mehr schädlich wird. Gewis würden wir oft, wenn der Plan des Ganzen vor uns aufgedekt da läge, unsre Wünsche und Urteile zurüknehmen. Und sollte uns dazu nicht schon unsre Erfahrung aufmuntern, die uns lehrt; daß wir uns schon so oft betrogen haben? – Wahres, wesentliches

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Heinrich Nudow: Ideen über Glük und Glükseligkeit. Kaiserliche Buchdrukerey, St. Petersburg 1788, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heinrich_Nudow_%E2%80%93_Ideen_%C3%BCber_Gl%C3%BCk_und_Gl%C3%BCkseligkeit.djvu/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)