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sollte, es haben vielmehr Alle das Brod gegessen und den Kelch getrunken, 1 Corinth. 11, 26. Eben so hat man etliche hundert Jahre lang von der Einschließung nichts gewußt, folglich ist diese ein neues Werk.

 734. γ) Endlich ist dieses Einschließen auch der eigentlichen Natur eines Sacramentes zuwider. Denn in diesem muß eine Handlung sein, durch welche die dazu verordnete Materie den Menschen zugeeignet werde. So ist in der Beschneidung eine Handlung, nämlich das Hinwegnehmen der Vorhaut, in dem Sacramente des Osterlamms das Essen, in der Taufe das Eintauchen oder Besprengen mit Wasser, also im heil. Abendmahle das Essen und Trinken, so daß, wie ohne Hinwegthun der Vorhaut keine Beschneidung, ohne Essen kein Sakrament des Osterlamms, ohne Eintauchen oder Besprengen keine Taufe, also ohne Essen und Trinken (welches nicht Statt hat, wenn das Brod eingeschlossen wird) kein Abendmahl ist.

 735. b) Von dem Herumtragen, welches man im Papstthum verrichtet, wenn entweder das gesegnete Brod zu den Kranken mit besonderer Feierlichkeit über die Straße gebracht, oder in einer Procession an dem Frohnleichnamstage (der der Donnerstag nach dem Feste der h. Dreieinigkeit ist) um die Aecker herumgetragen wird, daß das Feld dadurch fruchtbar gemacht werden solle. Diese Handlung ist auch ganz untüchtig. Denn ist sie nicht fundirt oder von Christo verordnet; ist sie in der ersten rechtgläubigen Kirche ganz unbekannt gewesen, und erst um’s Jahr 1264 nach Christo vom Papste Urban IV. gestiftet worden; wird das