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zu fragen: 1) Wer das heilige Abendmahl empfahe, wenn er hinzugeht? Bei dem heil. Abendmahle stellen sich zweierlei Personen ein, Würdige und Unwürdige. Ob nun zwar das Abendmahl nicht dazu eingesetzt ist, daß es von Unwürdigen gebraucht werden soll, auch Gott Niemanden unwürdig macht, auch Unwürdige die Beschneidung empfangen und das Osterlamm essen, wiewohl sie der daran hängenden geistlichen Wohlthaten in der That nicht theilhaftig wurden, so werden auch die, welche sich selbst nicht recht geprüft haben, des heil. Abendmahls, und also des Brods und Weins, so wie auch des Leibes und Blutes Christi theilhaftig, wiewohl sich zum Tod und zum Gericht. Solches ist zu beweisen:

 672. α) weil der Herr Christus unter seinen Jüngern den unwürdigen Judas hatte, und doch keinen Unterschied gemacht, sondern zu allen gesprochen hat: Nehmet, esset, das ist mein Leib u. s. w., also nicht allein den Würdigen, sondern auch dem unwürdigen Judas, seinen Leib und sein Blut gereicht. Damit aber nicht Jemand zweifle, ob Judas beim Abendmahl gewesen sei, so besehe man, was Matth. 26, 25. Marc. 14, 21. 22. und besonders Luc. 22, 19. 20. 21. geschrieben steht. Denn nachdem Lucas die Stiftung des Abendmahls erzählt hatte, setzet er des Herrn Christi Wort alsbald hinzu: Siehe, die Hand meines Verräthers ißt mit mir über Tische u. s. w.;

 673. β) weil die Unwürdigen des ganzen Sacraments theilhaftig werden. Sonst bestünde einmal das Sacrament nicht auf dem Willen des Stifters, sondern auf des Menschen Glauben und