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werden, so lange sie sich an Gottes Wort halten; aber wenn sie dasselbe verlassen (wie sie wohl können), so fallen sie auch ab von der einmal erlangten Wiedergeburt. Gleichwie ein Vater sein Kind an einem unwegsamen Ort bei der Hand leitet, weil dasselbe aus eignem Vermögen nicht fortkommen kann, und er es tröstet, du kannst nicht fallen, denn ich halte dich bei der Hand, und das Kind auch, so lange es an dem Vater festhält, vor allem Fall gesichert ist; wenn es aber aus Muthwillen, Vorwitz, Vertrauen auf eigne Kräfte, oder Zorn von der Vaters Hand abließe und sich von ihn losrieße, würde es bald fallen, und doch würde des Vaters Vertröstung wahr bleiben. Wie nun dieses Kind nicht fallen mag, so lange es sich vom Vater führen läßt, aber doch einen gefährlichen Fall thun kann, wenn es sich von des Vaters Hand losgerissen hat: so kann auch ein wiedergeborner Mensch von seinem seligen Zustand nicht abfallen, so lange er sich von Gott mit seinem Worte (das gleichsam Gottes Hand ist) leiten läßt. Dieß wird daraus erwiesen:

 584. α) weil die Schrift ausdrücklich lehrt, daß etliche Wiedergeborne von ihrem Glauben abfallen, Luc. 8, 13. „Die auf den Fels, sind die: Wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an, eine Zeitlang glauben sie, aber zur Zeit der Anfechtung fallen sie ab;“

 585. β) weil Gott die Seligkeit denen verheißt, die bis an’s Ende verharren. Matth. 10, 22. „Wer bis an’s Ende beharret, der wird selig.“ Hebr. 3, 14. „Wir sind Christus theilhaftig worden, so wir anders das angefangene Wesen bis