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5, 29. 30. 18, 8. 9., weil ihnen hiermit verboten wird, die sündlichen Werke zu vollbringen, gleich als ob sie gänzlich getödtet worden wären. In solchem Verstand schrieb Paulus von sich selbst Gal. 6, 14.: „Die Welt sei ihm gekreuziget und er der Welt“, weil er die böse Lust und vergängliche Herrlichkeit der Welt so wenig achtete, als ein Todter und Gekreuzigter. Dieß ist das eine, das zu der Wiedergeburt gehört, daß nämlich geistlicher Weise ertödtet werde, was uns als sündlich von unsern Aeltern angeerbt worden ist.

 575. β) Das andere ist die Erweckung der Seele und aller ihrer Kräfte zu einer gottwohlgefälligen Wirkung. Wer nichts thut, noch verrichtet, ist einem Todten gleich; weil wir Menschen denn von Natur zu allem Guten untüchtig sind, so nennt uns der heil. Geist Todte, Ephes. 2, 1. Coloss. 2, 13. „Da ihr todt waret durch Uebertretung und Sünden.“ Wenn nun Gott unsern Kräften das Vermögen gibt, geistliche und gute Werke zu vollbringen, so macht er uns lebendig, indem wir, als die Lebendigen, das Gute verrichten.

 576. Der Verstand wird lebendig, wenn er von seiner natürlichen Blindheit und Unwissenheit zu der Erkenntniß Gottes erneuert wird, Coloss. 3, 10.; wenn er anfängt, alle geistlichen Dinge zu verstehen und zu richten, 1 Corinth. 2, 15.; wenn er Gott in seinem Werke erkennt und gleichsam sieht, obwohl in dieser Zeit allein durch einen Spiegel und in einem dunkeln Wort, 1 Corinth. 13, 12.

 577. Der Wille wird lebendig, wenn ihm Gott anstatt des steinernen Herzens ein fleischernes gibt, daß er nach seinen Rechten thut, Hesek. 11, 19. 20.; wenn