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ich habe die Welt überwunden.“ Hebr. 4, 16. „Lasset uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Gnadenstuhl (welcher ist Christus, Röm. 3, 25.), auf daß wir Barmherzigkeit empfahen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe Noth sein wird.“ Hebr. 10, 22. „Lasset uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in völligem Glauben, besprenget im Herzen u. s. w.“ Ephes. 3, 12. „Durch Christum haben wir Freudigkeit und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn.“

 521. β) Wie der Unglaube die Rechtfertigung hindere? Der Unglaube hindert die Rechtfertigung also, daß der Mensch dadurch die Gnade Gottes, die Gerechtigkeit und das ewige Leben von sich stößt. Apost. Gesch. 13, 46. Daraus ist zu schließen: So der Unglaube die Gerechtigkeit allein damit verhindert, daß er sie sammt Gottes Gnade von sich stößt, so folgt, der Glaube verursache die Gerechtigkeit anders nicht, als daß er die ihm verkündigte Gnade Gottes nicht hinwegstoße, sondern gehorsam annehme.

 522. Dieß ist aus folgendem Gleichnisse zu entnehmen. Wenn zwei Betrüger in einen Schuldthurm gestoßen würden, worin sie wohl ihre ganze Lebenszeit zubringen müßten, wenn sich nicht jemand ihrer besonders annähme, ein reicher Mann aber trüge aus mitleidigem Herzen alle Schuld, die beide gemacht haben, ab, stellete die Gläubiger zufrieden, und ließe diese Wohlthat den beiden Gefangenen ankündigen, eröffnete das Gefängniß und befähle diesen, heraus zu gehen; der eine Gefangene glaubte auch, daß das wahr sei, was ihm verkündigt worden, ginge deßwegen aus dem Gefängniß und würde auf freien Fuß gestellt; der andere wollte