Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/23

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die sie täglich begehen, so ist damit das ganze menschliche Geschlecht unter dem Gericht und Verdammniß Gottes, der seiner Gerechtigkeit halben nicht anders kann, als sie allesammt als Ungehorsame von seinem Angesichte in ewiges Verderben zu stoßen.

 44. Es hat sich aber Gott in seinem gerechten Zorn des armen menschlichen Geschlechtes erbarmet, sich aus großer unverdienter Liebe und Gnade vorgenommen, demselben wieder zu helfen und es in sein Reich zu versetzen.

 45. Solches konnte aber nicht geschehen, wenn nicht der göttlichen Gerechtigkeit ein Genüge geschehe. Aber kein Mensch oder Engel, noch eine andere Creatur im Himmel und auf Erden vermochte, für aller Menschen Sünde der göttlichen Gerechtigkeit genug zu thun. Es konnte also auf anderem Wege ihm nicht geholfen werden, als daß Gott selbst sich in’s Mittel schlug und sich die Menschen wieder versöhnte.

 46. Dieses ist denn also geschehen, daß der ewige Sohn Gottes, von dem Vater gesendet, menschliche Natur (jedoch ohne Sünde) an sich genommen hat, an Statt aller Menschen vor das göttliche Gericht getreten ist, den schuldigen Gehorsam, welchen Gott von uns fordert, dem Gesetze geleistet, die Strafe des göttlichen Zornes, die wir verdienet, auf sich genommen, an seinem Leibe auf dem Kreuze alle unsere Sünde geopfert, und für uns mit seinem Blut und Tod bezahlet hat, daß also die Gerechtigkeit Gottes keinen fernern Anspruch der Sünde halber an uns haben kann, sondern wir vor Gottes Gericht so rein und heilig erscheinen, als hätten wir keine Sünde jemals begangen.