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vom Anfang erwählet zur Seligkeit.“ 2 Timoth. 1, 9. „Gott hat uns selig gemacht nach seinem Vorsatz und Gnade, die uns gegeben ist in Christo Jesu vor der Zeit der Welt.“ Ist die Gnadenwahl vom Anfang, ehe der Welt Grund geleget war, und vor der Zeit der Welt geschehen, so ist sie nicht in der Zeit, sondern von Ewigkeit geschehen.

 308. Wozu Gott die Auserwählten durch die Gnadenwahl verordnet habe? Gott hat sie verordnet zu seiner Gnade, 2 Timoth. 1, 9., daß sie dieselbe völlig und ewig genießen sollen; zu seiner Kindschaft, Ephes. 1, 5.; zum Ebenbilde seines Sohnes, Röm. 8, 29., „welche er zuvor versehen hat, die hat er auch verordnet, daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes;“ zur Gerechtigkeit und ewigen Herrlichkeit, Röm. 8, 30., „welche er verordnet hat, die hat er auch berufen, welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht, welche er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch herrlich gemacht;“ zur Seligkeit, 2 Thess. 2, 13.

 309. Was Gott in der Gnadenwahl eigentlich angesehen habe? Wo eine Wahl ist, da wird einer dem andern vorgezogen, wie denn auch hier geschieht. Es ist aber zu erwägen, wie es komme, daß Gott nicht alle, sondern nur etliche Menschen zum ewigen Leben verordnet habe. Entweder hat Gott aus seinem bloßen Rath und bloßem Wohlgefallen etliche zum Leben verordnet und die andern aus seinem bloßen Wohlgefallen zur Verdammniß verstoßen; oder er hat in dem einen etwas gefunden, das ihn bewogen hat, diesen zu erwählen, in dem andern