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Die weiße Blume.
In Vaters Garten heimlich steht
Ein Blümchen traurig und bleich;
Der Winter zieht fort, der Frühling weht,
Bleich Blümchen bleibt immer so bleich.
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Die bleiche Blume schautWie eine kranke Braut.
Zu mir bleich Blümchen leise spricht:
Lieb Brüderchen, pflücke mich!
Zu Blümchen sprech ich: Das thu’ ich nicht,
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Ich pflücke nimmermehr dich;Ich such’ mit Müh und Noth
Die Blume purpurroth.
Bleich Blümchen spricht: Such’ hin, such’ her,
Bis an deinen kühlen Tod,
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Du suchst umsonst, find’st nimmermehrDie Blume purpurroth;
Mich aber pflücken thu’,
Ich bin so krank wie du.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
Heinrich Heine: Gedichte. Maurersche Buchhandlung, Berlin 1822, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heine_Gedichte_1822_050.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)