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einschließlich der Garde sind dabei engagiert gewesen. Das Bundestelegramm ist nicht ganz klar, Näheres also zu erwarten[1].


Sonnabend, 20. August.

Am Donnerstag wiederholte Schlacht bei Metz unter Wilhelms Führung, die dritte; Franzosen total geschlagen, der Rest ihrer Armee also auseinandergesprengt. Louis hat sich nach Chalons zurückgezogen.

Die Stadt flaggt heute allgemein[2].


Sonntag, 21. August.

Großer Jubel gestern, auch die Staatsgebäude und Ratshäusel flaggen und abends Illumination, denn warum? – diesmal haben unsre Männer mitgemacht[3]: der sächsische Hering[4] hat gepfeffert, soviel steht vor der Hand fest; welche Truppenteile sonst engagiert gewesen, noch nicht bekannt. Also an drei Tagen, 14., 16. und 18. August, ist um Metz gemetzgert worden. Französische Armee – is nich – nunmehro, wenigstens verlautet gar nichts, was davon noch etwa nach Chalons außer Louis echappiert ist. Bald hätte ich das Wichtigste vergessen: unsre Prinzen sind unversehrt. Die interessantesten Nachrichten werden nun die Pariser werden. Wann wird es heißen: Msr. Louis, Mme. Eugenie et Lulu – is nich?


  1. Die drei Schlachten um Metz vom 14., 16. und 18. August. Alle französischen Korps waren nicht bei Metz versammelt, denn die Korps Mac Mahons waren auf Chalons zurückgegangen.
  2. Die Beflaggung der Stadt gab Anlaß zu einem Flaggenstreit. Neben den in Dresden noch immer beliebten Farben schwarz-rot-gold konnte man natürlich auch zahlreiche schwarz-weiß-rote Flaggen des Norddeutschen Bundes sehen. Eine Presseauseinandersetzung entstand, besonders die Konstitutionelle Zeitung war selbstverständlich für Schwarz-Weiß-Rot; man brachte geschichtliche Betrachtungen über die Berechtigung der beiden Symbole, während auch Stimmen der Versöhnung laut wurden, wie z. B. in den Versen, die am 23. August die Konstitutionelle brachte:

    Jetzt ein Farbenstreit? – Wie klein!!
    Wollt ihr wieder Zwietracht streun?
    Deutsch zu denken, deutsch zu sein,
    Darauf kommt es an allein.

  3. Entscheidendes Eingreifen der Sachsen am 18. August auf dem äußersten linken Flügel bei Roncourt und St. Privat.
  4. Mit dem sächsischen Hering ist die sächsische Artillerie gemeint. Sie war so genannt worden nach der (1865 noch in Radeberg garnisonierenden) Batterie Hering, die sich im Feldzug von 1866 besonders hervorgetan und wie überhaupt die österreichisch-sächsische Artillerie den Preußen hohe Achtung einzuflößen gewußt hatte. (Siehe „Aus dem Jahre 1865“, kurze Mitteilung von E. Thalheim in den Öderaner Heimatblättern, 16. Jahrg., Nr. 5.) (Vgl. Peschel, 14. Juli 1866.)
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/90&oldid=- (Version vom 31.5.2024)