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der Bundestelegraphenbulletins durch den Stadtrat, welche sie für die königliche Polizeidirektion reklamieren. Zunächst ist Schwauß abgefertigt worden. Hatte das stillfranzösische Gezücht Freude gestrahlt über die erste Saarbrückener Affäre, so macht es nun ganz ingrimmige Gesichter. Hoffentlich wird die Stunde kommen, wo die ganze saubere Bande an den Pranger gestellt wird.

Kaum saßen wir mittags am Tische, da – pautz, pautz usw., Viktoriaschießen. Ich stürze vor, um auch dieses zu sehen, wie am 4. Juli 66 das Königgrätzer Viktoriaschießen. Die Größe des Wörther Sieges wird im Laufe des Tages bekannt; abends kommt noch die Nachricht von dem am selben Tage stattgefundenen Gefecht bei Saarbrücken und der siegreichen Erstürmung des Spicherenberges. Es scheint nun Schlag auf Schlag fortgehen zu sollen, wie 1866.


Mittwoch, 10. August.

Gestern keine weiteren Nachrichten über ferneren Vormarsch vom Kriegsschauplatze; wohl aber war in der Stadt das Gerücht verbreitet, das deutsche Zentrum sei durchbrochen, von dem sächsischen Korps 6000 gefallen und so weiter. Ob es denn nicht einmal gelingen sollte, solche saubere Gerüchtsfabrikanten zu fassen und gebührend abzulohnen![1] Die königliche Polizeidirektion hat die Veröffentlichung der Kriegstelegramme nun doch an sich gerissen.

In unsrer gestrigen Sitzung ward – unter Hertels Ausschluß – die Friedensdeputation gewählt, Stübel, Rülke und ich. Das wird ein saures Stück Arbeit geben mitten in dieser Kriegsspannung.


  1. Über die deutsche 2. Armee des Prinzen Friedrich Karl war bisher keine Meldung eingegangen, obwohl Teile dieser Armee schon in der Schlacht von Spichern teilgenommen hatten. Wiederholt tauchten in diesen Augusttagen aber in Dresden Nachrichten über Mißerfolge der deutschen Truppen, namentlich des sächsischen Korps, auf. Der Generalstaatsanwalt Dr. Schwarze sah sich deshalb veranlaßt, in einer Bekanntmachung vor der Verbreitung beunruhigender und falscher Nachrichten auf Grund des Artikels 130 des revidierten Strafgesetzbuches vom 1. Oktober 1868 ernstlich zu warnen.
Empfohlene Zitierweise:
Erwin Heyne (Hrsg.): Kriegstage in Dresden 1866 und 1870. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1933, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft31VereinGeschichteDresden1933.pdf/88&oldid=- (Version vom 31.5.2024)