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hier einen Aufruhr anzuzetteln; dabei war die Nichtanerkennung der Reichsverfassung durch die Regierung nicht viel mehr als der äußere Vorwand und vor allem das Mittel, um auch die Schwärmer für die deutsche Einheit – und wer war das nicht? – an die Fahne des Aufruhrs zu fesseln. Auch die Kommunalgarde war fast durchgängig für die Reichsverfassung gestimmt. In den von den Kommandanten durch Maueranschlag einberufenen Urversammlungen der Bataillone am 2. Mai ging es stürmisch her: in allen diesen Versammlungen wühlten Vaterlandsvereinler, im ersten Bataillon überwog die Stimmung, die Anerkennung der Reichsverfassung vom König nicht zu erbitten, sondern zu erzwingen, in andern wieder wollte man für die Reichsverfassung nicht die Waffen gebrauchen, sondern nur für die Aufrechterhaltung der Ruhe; allgemein wurde eine Adresse an den König beschlossen, „daß sie (die Kommunalgarde), ihrer Pflicht zur Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung jederzeit eingedenk, doch gegen ihre Mitwirkung zu Maßregeln, welche die Gültigkeit der Reichsverfassung in Frage stellen sollten, sich feierlichst verwahrt“. Mit geringer Mehrheit wurde dann der Antrag des Vaterlandsvereins angenommen, Kommando und Generalkommando um Anordnung feierlicher Paraden in Dresden und im ganzen Lande zur Huldigung für die Reichsverfassung zu ersuchen. Die Adresse wurde am Morgen des 3. Mai durch eine Abordnung der Kommunalgarde mit dem Kommandanten an der Spitze dem König übergeben; er lehnte in seiner Antwort die Anerkennung der Reichsverfassung ab und verwies im übrigen die Kommunalgarde auf ihre Pflicht zur Aufrechterhaltung von Ruhe, Gesetz und Ordnung. Auch eine weitere Abordnung, die am Abend ins Schloß ging, um doch noch die Anerkennung der Reichsverfassung und damit vielleicht die Wiederherstellung der Ruhe zu erreichen, erzielte keinen Erfolg. Der König blieb fest. Gleich nach Rückkehr der ersten Abordnung gegen Mittag betrieben die Kommunalgardenadjutanten Kandidat von Zychlinsky und Advokat Flemming auf der Straße emsig die Werbung für die Parade. Auf ungestümes Drängen der Zielbewußten beschloß nun der Kommunalgardenausschuß mit einer Stimme Mehrheit, die Kommunalgarde mittags 1 Uhr durch Appell zu versammeln, um die königliche Antwort zu verkünden und die beantragte Parade abzuhalten. Der Kommandant Lenz war im Ausschuß überstimmt