dem Abgang des Generals von Einsiedel im April 1848 nötig wurde. Bei der Aufstellung von Vorschlägen stellte man im Ausschuß zunächst die ungewöhnliche Frage, ob man auch auf Militärs Rücksicht nehmen wolle – während bisher doch fast durchweg höhere Militärs zur Wahl gestellt worden waren. Auch ging aus dieser Wahl am 27. April nicht der mitaufgestellte Offizier, sondern mit großer Stimmenmehrheit der bisherige Unterkommandant Kaufmann Napoleon Carl Lenz hervor. Lenz war seit 1837 Hauptmann der 6. Kompanie gewesen und 1840 an die Spitze des 1. Bataillons getreten, bis er 1847 Unterkommandant wurde.
Ausdrücklich zum Zwecke der Überführung der Kommunalgarde ins demokratische Fahrwasser bildeten sich im November 1848 im Lande wie in der Hauptstadt demokratische Bürgerwehrvereine, die am 8. April 1849 nach Dresden zu einer allgemeinen Versammlung im Odeum einberufen wurden. Dort beriet man unter Beistand des Abgeordneten (vormals griechischen) Oberstleutnant Heinze, Vorstand eines Wehrausschusses der Ersten Kammer, eine demokratische Gesamtverfassung der sächsischen Bürgerwehren, die unabhängig von den Kreisdirektionen und Amtshauptleuten sein sollte. Auch in Dresden drängle der Bürgerwehrverein, der mit mehr als 1000 Mitgliedern etwa ein Viertel der Kommunalgarde ausmachte, heftig auf Beteiligung der Kommunalgarde an der Politik hin und lähmte dadurch die Kraft für ihre eigentliche Aufgabe der Verteidigung von Ruhe und Ordnung. Abgesondert von diesen demokratischen Bürgerwehrvereinen bestand in Dresden ein „Allgemeiner Bürgerwehrverein“, der Ungesetzlichkeiten ablehnte, am allerwenigsten aber für die Republik eintreten wollte. Im selben Sinne aber wie die demokratischen Bürgerwehrvereine, nur noch entschiedener und nicht allein mit Beziehung auf die Kommunalgarde, wirkten die Vaterlandsvereine.
Zu Beginn des Jahres 1849 spitzten sich die Dinge immer schärfer zu. Man witterte Unruhen und Barrikadenluft: der Kommunalgardenausschuß empfahl im März die Errichtung von Sappeurabteilungen. Das Treiben der Ständekammern wurde immer schrankenloser, sodaß die neue Regierung – das Märzministerium war Ende Februar zurückgetreten – am 30. April 1849 ihre Auflösung verfügte. Und nun war der Boden günstig für die Sendlinge des allgemeinen Umsturzes,
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/98&oldid=- (Version vom 1.5.2023)