Bataillone geschlossen auf dem Altmarkt, und bald war die Menge zerstreut und die Ruhe wieder hergestellt. Schnell und leicht war es der Garde diesmal gelungen, der Unruhen Herr zu werden. Das war dem tatkräftigen und militärisch zweckentsprechenden Vorgehen des Kommandanten von Einsiedel zu danken. Wieder gab es am 28. Mai aus einem mehr zufälligen Anlaß einen größeren Auflauf. Die Volksmenge strömte auf den Altmarkt und forderte die Freilassung eines Polizeigefangenen. Zu größeren Ausschreitungen kam es jedoch nicht, denn rasch sorgte die durch Generalmarsch versammelte Kommunalgarde für Ruhe und Ordnung. Da solche Störungen jetzt immer zu gewärtigen waren, wurde durch Bekanntmachung vom 10. Juni für den Generalmarsch ein in der ganzen Stadt hörbares Zeichen, nämlich das Anschlagen der kleinen Schelle des Kreuzturms bestimmt: bei diesem Zeichen sollten die Hausbesitzer ihre Haustüren schließen und die Schankwirte ihre Gäste zum Nachhausegehen auffordern.
Unter einer tüchtigen Leitung war, wie obige Beispiele zeigten, die Kommunalgarde also doch nicht ganz zu verachten. Ihrem Kern nach war sie dem König und dem Gesetz noch treu ergeben. Es lagen aber Gedanken in der Luft und es waren Kräfte an der Arbeit, die die Kommunalgarde sich dienstbar machen wollten. Eine völlige Umgestaltung nach Zweck und Umfang war ihr Ziel und ihr Werk. Nämlich nicht mehr und nicht minder als eine Volksmiliz wollten die Linkser aus ihr machen und hofften damit allmählich die Beseitigung des stehenden Heeres zu erreichen, wenn sie es auch nicht geradeheraus sagten. Unter den am 12. März bei einer Tagung in Leipzig ausgestellten linksparteilichen Forderungen fanden sich auch folgende: „Umbildung der Wehrverfassung, Verminderung des stehenden Heeres, Verwendung desselben im Inland gegen Inländer nur auf Erfordern der ordentlichen Polizeibehörde und des Commandanten der Communal- oder Bürgergarden.“ „Die Communalgarde ist ihrer Natur nach ein volkstümliches Institut“ – ruft ein Kammerredner aus – „und wenn wir noch soviel Militär bekommen werden, so werden wir doch die Communalgarde nicht entbehren können, wir würden sie auch nie im ganzen Leben wieder hergeben wollen.“ Und der Staat wurde durch eine linksgerichtete Regierung, das Märzministerium, mit in diesen Strudel gerissen. Diese Regierung erließ am 11. April
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/93&oldid=- (Version vom 1.5.2023)