Beigeschmack zu. Während des Tedeums in der katholischen Hofkirche hatte die Kommunalgarde in Bataillonsstärke an den Ehrensalven gemeinsam mit dem Militär teilzunehmen: bei der ersten Salve kamen aber viele mit ihrem Schuß zu spät zur großen Heiterkeit der Menge; bei der folgenden Salve gab daher der Kommandant den sich unsicher Fühlenden den Befehl, ihren Schuß im Rohr zu behalten. Auch das Militär trieb gelegentlich einen kleinen Schabernack mit den zivilen Soldaten. Ein Gardist ließ sich einst nach einer Schießübung auf dem Militärexerzierplatz sein Gewehr von Soldaten putzen, fand aber, als er wieder schießen wollte, das Rohr mit Holz verstopft.
Auch bei strengster pflichtmäßiger Auffassung der Sache war doch erklärlicherweise das Soldatenspielen nicht ganz zu vermeiden und hatte trotz Beschwerde und Unannehmlichkeit seinen Reiz. Manche Kompanien schafften sich eigene Fahnen an, sodaß öfters Fahnenweihen stattfanden. Überhaupt war das gesellige Leben, das zunächst der Pflege des kameradschaftlichen Tones galt, ziemlich ausgedehnt: die einzelnen Kompanien hielten nicht bloß regelmäßige Versammlungen zur Besprechung von Kommunalgardenangelegenheiten ab, sondern bildeten sich beinahe zu Vergnügungsgesellschaften aus, in denen ein recht munterer Ton herrschte. Selbst ernste Geschäfte wie die Exerzierübungen hatten gelegentlich einen freundlich-festlichen Nachklang. Dem Exerzieren auf der Vogelwiese schaute viel Volk und Jugend zu. Nach dem Abtreten gab's dann Konzert. Ein Tagebuchschreiber (Canzler) erzählt als Kindheitserinnerung aus dem Jahr 1847: „Die Musik formirt sich zu einem großen Kreis und Kinder machen es sich zum Vergnügen, derselben die Noten zu halten. Alles stärkt sich inzwischen drüben in Frankes Garten. Die Pferde des Kommandanten und der beiden Adjutanten werden von Kommunalgardisten auf- und abgeführt. Abends zieht die Kommunalgarde mit klingendem Spiel und unter zahlreicher Volksbegleitung nach der Stadt zurück.“ Also ein regelrechtes Volksfest, bei dem es äußerst gemütlich zuging. Zugleich ein Zeugnis von der Beliebtheit der Garde bei alt und jung! Auch von der Kompanie des Bankdirektors Kaskel wird erzählt, daß deren Übungen in Antons Garten auf der Langen Gasse, auf dem ein Bierschank ruhte, gewöhnlich eine Art Volksfest nach sich zogen, zu dem die Kastellansfrau
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/85&oldid=- (Version vom 10.9.2022)