Infolge der deshalb von der Regierung am 6. April verfügten Auflösung des Vereins und der Verhaftung zweier Mitglieder entstanden am 17. und 18. April neue schwere Unruhen. Nachmittags sammelten sich Volksmassen auf dem Altmarkt, um die Verhafteten zu befreien. Zwar hielt die nur 18 Mann starke Kommunalgardenwache, die das Rathaus besetzt hielt, wacker gegen die andringenden Massen stand, konnte aber nicht verhindern, daß diese hinter ihrem Rücken durch die Tür in der Scheffelgasse eindrangen und die Verhafteten befreiten und davonführten. Unter den Massen waren auch verschiedene Kommunalgardisten ohne weiße Binde, ja an der Spitze der befreienden Gewalttat stand sogar einer ihrer Zugführer. Es wurden auch Gefechte zwischen Kommunalgarden mit Binde und solchen ohne Binde beobachtet. Da es Sonntag war und viele Bürger über Land, so hatte der Generalmarsch wenig Erfolg. Prinz Johann eilte mit seinem Adjutanten auf den nächsten Stellplatz, den der 6. Kompanie, wo kaum 12 Mann sich versammelt hatten. Mit diesen eilte der Prinz durch die Webergasse nach dem Markt, brach durch die wieder zurückgekehrten und wachsenden Volksmassen und vereinigte sich mit der Rathauswache und mit den inzwischen durch Oberst von Krug zusammengerafften Kommunalgarden, etwa 25 Mann von der 11. Kompanie und vereinzelten Leuten aus den anderen Kompanien. Diese geringen Kräfte drängten die Massen anfangs zurück, machten auch Gefangene, konnten aber trotz Mut und Tatkraft doch nichts Entscheidendes gegen die aufrührerische Menge ausrichten, und so mußte ein Linienbataillon eingreifen und den Markt säubern, worin es von den allmählich zahlreicher herbeieilenden Kommunalgarden unterstützt wurde. Das Militär zog sich darauf bald wieder zurück und überließ die Erhaltung der Ruhe der Kommunalgarde. Inzwischen waren auch die beiden befreiten Häftlinge wieder in Haft gebracht worden, wobei sich die 7. Kompanie hervortat. In der Nacht regten sich neue Unruhen: Pöbelhaufen, die von der Wilsdruffer Vorstadt in die Stadt zu dringen suchten, wurden von der Kommunalgarde zerstreut. Am folgenden Tage aber gab es wieder ernstere Zusammenstöße. Die Befreiung der Gefangenen war das Ziel der immer aufgeregteren Volksscharen, in denen sich Mitglieder des Bürgervereins und Innungsleute mit dem Gassenpöbel mischten. Prinz Johann, der
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/54&oldid=- (Version vom 10.9.2022)