die Nationalgarde blieb aufrechterhalten, „da die Schützencorps den besonderen Verhältnissen der Residenz nicht gänzlich entsprechen, die jetzige Einrichtung ... hingegen ihre Zweckmäßigkeit bereits mehrmals durch nützliche Dienste bewährt hat“. Der Ton der Viertelsmeister und Innungsältesten in ihren unmittelbaren Eingaben hatte dem König nicht gefallen, deswegen befahl er, sie zu „ratificieren“. Im übrigen aber kam er den vorgebrachten Wünschen entgegen und verfügte nach vorgenommener genauer Prüfung wesentliche Ersparnisse zumal in den Gehältern; ferner erhielt der Kommandant Anweisung, Zeitverlust und Gewerbstörung tunlichst zu vermeiden und auch die Sonn- und Festtage vom Übungsdienst freizuhalten. Letzteres stand eigentlich im Widerspruch zum Dienstreglement, das für die Waffenübungen die Sonntagnachmittage bestimmte. Und so richtete sich denn auch eine Beschwerde der Viertelsmeister im Oktober 1824 hauptsächlich nur gegen das Exerzieren während des Gottesdienstes. Major Haynemann behauptete in seiner Rechtfertigung, daß die Beschwerde im allgemeinen – von wenigen zugegebenen Ausnahmen abgesehen – auf Unwahrheit beruhe und nur eine erneute Stimmungsmache gegen Beibehaltung der Nationalgarde sei. Und zu dieser Auffassung stimmen allerdings Ausführungen in der Beschwerde wie folgende: „Der Bürger soll nur ein guter Bürger, guter Gatte, guter Vater sein, aber unmöglich kann man von ihm verlangen, daß er auch ein guter Soldat sein soll! Und es möchte beides zu vereinigen wohl eine völlige Unmöglichkeit sein.“ Noch einmal erfolgte ein Vorstoß aus der Bürgerschaft gegen die Nationalgarde: unmittelbar nach dem Hinscheiden König Friedrich Augusts des Gerechten schien die Zeit dafür gekommen; am 18. August 1827 wagte daher eine große Anzahl von Bürgern unter Führung von Goldschmied Hannemann, Kaufmann Brescius und Nadler Helmbold eine Eingabe an den neuen König. Aber wie überall wollte König Anton auch hier an dem Werke seines Bruders und Vorgängers nicht rütteln. Er verstand sich nur dazu, durch Herabsetzung der Kompaniestärke auf die ursprüngliche, aber inzwischen überschrittene Zahl von 100, bei der Schwadron auf 80 Mann eine Verkürzung der Dienstzeit zu ermöglichen. Was aber Bitten und Vorstellungen nicht erreichten, das war unter veränderten Verhältnissen mit einem Schlage da – wie ein Sturmwind fegte die Zeit über die Nationalgarde hinweg.
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/32&oldid=- (Version vom 1.5.2023)