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selbst zu uniformieren, die andern verlangten alle Vorschuß oder wenigstens Zuschuß. Aber auch offene Widerspenstigkeit zeigte sich: einer erklärte unumwunden, er diene ja nur gezwungen und verlange deshalb gänzliche Bekleidung umsonst, ein anderer verlangte seinen Abschied, weil er sich nur auf ein Jahr verpflichtet habe. Kurzum: schon bei der Aushebung gab es außerordentlich viel Mühsal, Schererei und Hudelei.

Inzwischen wurde mit dem vorhandenen Bestand so gut, wie es ging, hausgehalten und der notwendigste Betrieb durchgeführt. Der Wach- und Streifdienst erforderte ja immer nur eine kleine Anzahl: im Winter 1811/12 waren es allnächtlich 6 Gendarmen und 20 Fußgardisten. Es machten sich dann aber auch Tagstreifen notwendig, da man bemerkte, daß seit Einführung der nächtlichen Streifen die Diebstähle und Einbrüche am Tage sich mehrten. Das neue Dienstreglement sah daher auch den Tagesdienst vor. Auch der Ordnungsdienst bei Feierlichkeiten konnte ausreichend versorgt werden. Wenn der König nach langer Abwesenheit wieder aus Warschau heimkehrte und festlichen Einzug hielt, wie am 27. Juni 1810 und am 4. Januar 1812, so war die Nationalgarde immer durch Einholung zu Pferde und Aufstellung in Doppelreihen längs der Einzugsstraßen beteiligt.

Die Kerntruppe war und blieb die erste, die Scheibenschützenkompanie, auch Grenadierkompanie genannt, unter ihrem Hauptmann Hüttig, die in Geist und Diensteifer allen übrigen voranstand. Ihre besonderen und weit über die der andern Kompanien hinausgehenden Leistungen erhielten auch besondere Anerkennung durch Zuteilung außergewöhnlicher Entschädigungen. Mit ihrer Stammgesellschaft, der Scheibenschützengesellschaft, blieb sie naturgemäß in engem Zusammenhang. Freilich ergaben sich daraus auch starke Reibungen und ernste Mißhelligkeiten. Es konnte nicht ausbleiben, daß zur Auffüllung der Kompanie auf die vorschriftsmäßige Stärke auch Gardisten eintraten, die nicht Mitglieder der Gesellschaft waren. Ebenso war der ganze militärische Aufputz der Kompanie, der Militärsrang ihrer Offiziere ein Stein des Anstoßes. Die gegenseitige Gereiztheit erklomm den Gipfel durch das Verhalten der Gesellschaftsältesten und Vormeister und ihres Anhangs beim Königsmahle 1811. Sie verweigerten nicht bloß den ärmeren Gardisten, die am Schmaus nicht teilnehmen