Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/14

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die beiden Divisionen, zusammen rund 240 Mann stark, bezogen am Pfingstsonntag unter militärischer Musik die Wachtparade. Die Scheibenschützenkompanie hatte schon seit der Jenaer Schlacht im Bedarfsfall ähnliche Dienste geleistet und stellte sich auch jetzt sofort wieder zur Verfügung. Also ein schöner Eifer, den Schutz des gemeinen Wohls in unruhiger Zeit selbst auf sich zu nehmen, regte sich kräftig in weiten Kreisen der Bürgerschaft. Doch suchten diese Schützer der Ordnung die freiwillig übernommene Pflicht auch sofort genau zu umgrenzen. In ihrem Anerbieten vom 7. Mai an den Rat betonten die Bogenschützen ausdrücklich, daß sie ihr Korps "bloß in polizeilicher Hinsicht" formieren wollen, "solange das Militär von hiesiger Stadt abwesend", und sprachen die bestimmte Erwartung aus, bei feindlichen Überfällen – da ihr Korps "weder zur Verteidigung der Wälle noch zu Actionen außerhalb der Residenz sich qualificiret“ – mit solchen Aufträgen billig verschont zu werden. Diese Vorschläge wurden vom Rat am 9. Mai "genehmigt und zum Besten der Stadt bestens angenommen". – Als geschlossene Einheit traten diese verschiedenen Bürgerkorps am 3. August, dem Namenstag des Königs auf, den sie durch eine gemeinsame Parade auf dem Schloßhof feierten, wobei die reitende Bürgergendarmerie schon eine Standarte führte.

Am II. August kehrte König Friedrich August wieder in seine Hauptstadt zurück und hielt einen feierlichen Einzug; die Bürgergendarmerie ritt ihm bis Zitzschewig entgegen und die Bürgerkorps bildeten Doppelreihen vom Weißen Tor bis zum Schloß. Sechs Tage später fand dann vor dem König eine große Bürgerkorpsparade auf dem Schloßplatz statt. Eine der ersten Maßnahmen des Königs nach seiner Rückkehr war nun der Erlaß des Reskripts vom 15. August an den Rat über die Begründung der Bürgergarde, deren Organisation er dem Generalmajor Thielmann übertrug. Damit erkannte der König nicht bloß an, was er vorfand und was während seiner Abwesenheit aus dem zeitlichen Bedürfnis von selbst entstanden war, sondern erhob es, in Anlehnung an das französische Vorbild, zu einer planmäßigen dauernden Einrichtung, gab ihm aber auch gleichzeitig eine neue, den Urhebern gänzlich unerwartete Richtung neben der alten: denn diese Bürgergarde sollte "sowohl zur Erhaltung der Polizei als