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mußte sich der Aufwärter ganz allein auseinandersetzen. Die Kommunalgarde als Ganzes bestand nicht mehr. Schon am 4. Mai hatte der Stadtrat Meisel recht, wenn er auf die vom Ministerium an den Rat ergangene Aufforderung, die Gutgesinnten zur Dämpfung des Aufstandes zu vereinigen, die Erfolglosigkeit eines derartigen Unternehmens mit dem Hinweis begründete, daß die Kommunalgarde nicht mehr vorhanden sei.

Am Aufruhr wirklich teilgenommen hat die Kommunalgarde weder in ihrer Gesamtheit noch in größeren Verbänden, ist auch weder auf die Reichsverfassung noch auf die provisorische Regierung irgendwie verpflichtet worden. Die einzelnen Mitglieder freilich betätigten sich, ganz zu Anfang wenigstens, in größerer Zahl. Beim Zeughaussturm befanden sich unter der Masse auch Gardisten. Montbé erwähnt die Bemühung einer Abteilung des 2. Bataillons, die vom Militär versuchte Verrammelung des gesprengten Tores zu verhindern. Am Nachmittag, als es Sturm läutete, eilten mit anderen Neustädtern auch zwei Kommunalgardisten, ihres Zeichens ein Kandidat und ein Schuhmachergeselle, in voller Uniform und Bewaffnung nach der Altstadt, wurden aber durch die Militärposten am Blockhaus von der Brücke zurückgeholt. Ihrem ungestümen Verlangen, arretiert zu werden, wovon sie sich eine aufreizende Wirkung auf die das Blockhaus umlagernden aufgeregten Volksmassen versprachen, wurde, um das eben zu vermeiden, vom Stadtkommandanten nicht Raum gegeben. Sie wurden vielmehr entlassen und hetzten nun draußen ganz wüst zum Aufruhr. Es gelang dem Militär aber, hier die Straße zu sperren und die Massen zurückzutreiben. Am 4. Mai war das Rathaus, der Sitz der Aufstandsleitung, noch von Kommunalgarde besetzt: ein Gardist stand Wache vor dem Zimmer der provisorischen Regierung. – Als aber der Kampf ernster und sein Ziel unverhüllter wurde, wußten nach und nach auch die Letzten sich ihm zu entziehen. Davon erzählt Born in seinen Erinnerungen mit leisem Spott ein Beispiel: er kam am Morgen des 5. Mai zu einer Barrikade, für deren Befestigung er der Besatzung Ratschläge erteilte: „Ein Gardist hatte hier das Commando, er übergab es mit Zustimmung der Mannschaft an mich und ließ sich nicht wieder sehen.“ Die Lauheit und Unzuverlässigkeit der Kommunalgarde trug ihr natürlich auch bei den