wurden vor der Löwenapothekenecke auf die Straße geworfen, mit den Möbeln wurden dann die Straßen verrammelt; ihm selbst gelang es abends, wohl unter Duldung der Machthaber, sich der Gefangenschaft zu entziehen. Den guten Willen, seine Truppe für die Ordnung einzusetzen, hatte er ja zweifellos, aber es fehlte ihm offenbar an Gewicht und Ansehen und wohl auch an der nötigen Tatkraft, Umsicht und Entschiedenheit: so hatte er auch jede Fühlungnahme mit den militärischen Behörden unterlassen. Auf Weisung des Generalkommandos, einen provisorischen Kommandanten zu ernennen, bestimmte nun der Stadtrat den ältesten Bataillonskommandanten, Advokat Heinz, dazu. Als dieser aber dem Abgeordneten Tzschirner von der äußersten Linken, der die Zügel des Aufruhrs immer mehr an sich riß, erklärte, gegen das Militär werde er die Kommunalgarde nicht führen, setzte Tzschirner die Ernennung des Oberstleutnants Heinze zum Oberbefehlshaber der Kommunalgarde und des Aufstandsheeres durch und stellte ihn gegen 7 Uhr abends vom Rathausbalkon aus dem Volke vor; als fein Stellvertreter wird in der Barrikadenordnung vom 5. Mai der Bataillonskommandant Gastwirt Vollsack genannt – er wird es wohl nur auf dem Papier gewesen sein, denn er tritt nirgends sonst hervor. Heinzes Adjutant wurde der Adjutant des Neustädter Bataillons, Rechtskandidat von Zychlinsky, ein überzeugter Revolutionskämpfer, der bis zuletzt mit aushielt. Der neue Kommandant erschien am Morgen des 4. Mai mit einer Abordnung von Stadträten und Stadtverordneten unter Begleitung eines Signalisten der Turnerwaffenschar beim Stadtgouverneur im Blockhaus. Es wurde eine „Convention“ abgeschlossen, eine Art Waffenstillstand zwischen Militär einerseits und „Communalgarde und Volk“ anderseits. Diese Konvention, die doch als Mittel gedacht war, den Kampf womöglich noch zu vermeiden, benutzte aber Heinze, ihrem Geist und Buchstaben zuwider, die Stellung des Aufstands zu verstärken und womöglich den Geist der Truppen zu unterwühlen. Begleitet von einem Tambour und einem Rottmeister, der eine Parlamentärfahne auf dem Bajonett trug, begab er sich mit einem Aufruf der am 4. Mai mittags gebildeten provisorischen Regierung an die Soldaten nach dem Hauptquartier der Truppen, dem Blockhaus, ohne freilich etwas auszurichten. Im übrigen wird Heinzes militärische Aufstandsleitung von Freund und Feind übereinstimmend als
Dr. Georg Beutel: Dresdner Bürgersoldaten. Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, Dresden 1926, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.5.2023)