Seite:Heft30VereinGeschichteDresden1926.djvu/100

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

worden und reichte beim Generalkommando seine Entlassung ein, die jedoch nicht angenommen ward. Die Parade wurde vom Generalkommando als ungesetzlich erklärt und untersagt. Abordnungen der Kommunalgarde bemühten sich, den General von Mandelsloh umzustimmen, der aber nach einem vergeblichen Versuch, die königliche Genehmigung zu erlangen, es bei dem Verbot beließ. Wenn auch so die Parade noch verhindert werden konnte, so hatte doch schon was voranging die Aufregung des Volkes gesteigert. Der Appellruf, der mittags durch die Straßen tönte, half auch mit, das im Anzug begriffene Wetter immer schneller herbeizuführen. Und so ist kein Zweifel, daß gerade die zum Schutz der Ordnung berufene Kommunalgarde, die im weiteren Verlauf in ihrer Gesamtheit keine Neigung zum Aufruhr zeigte, doch eigentlich, ohne es recht zu wollen, den ersten äußeren Anstoß zum Aufruhr gegeben hatte. Die durch den Appell in Bataillonen versammelte Garde ließ Lenz nach Mitteilung der Antwort des Königs wieder abtreten, einzelne Bataillone brachten zuvor noch ein Hoch auf die Reichsverfassung aus. Das Auseinandergehen der Kommunalgarde vermehrte die Aufregung der Massen, die über Verrat schrien und über Auslieferung der wehrlos gemachten Stadt an die vor den Toren stehenden Truppen. Nur zwei Bataillone behielt Lenz wegen des wachsenden Auflaufs auf dem Altmarkt unter Waffen, während er das Rathaus von Scharfschützen besetzen ließ. Die aufgestellte Kommunalgarde verharrte aber dem immer aufgeregteren Treiben der Volksmassen gegenüber, die schon anfingen, Barrikaden zu bauen, so ziemlich in abwartender Untätigkeit, trotz der Aufforderung des Kommandanten zum Einschreiten. Der Kommandant Lenz, wegen seines Verhaltens, besonders wegen Unterlassung der Parade von den Massen, ja sogar von eigenen Leuten beschimpft und des Verrats sowie des geheimen Einverständnisses mit der Reaktion beschuldigt, legte nunmehr endgültig das Kommando nieder. Er konnte der Volkswut nur durch seine Gefangennahme, die der von den städtischen Körperschaften eingesetzte Sicherheitsausschuß, wohl mehr zum Schein, verfügte, entrissen werden; inmitten des Treibens auf dem Rathaus, wohin er gebracht wurde, machte der Arme den Eindruck einer wandelnden Leiche; die Menge aber tobte ihre Wut an Wohnung und Geschäft des Unglücklichen aus: sein Modewarenlager und Hausrat