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Dorfe Rosenthal in der Sächsischen Schweiz. Einer seiner Vorfahren war der Müller Wenzel Arnold, 1589 (jetzige Schweizermühle)[1]. Johann George Keslehr, Kurprinzlich Sächs. Hoftrompeter, hatte in Spechtshausen ein Haus mit Schankgerechtigkeit inne als Eingebrachtes seiner Frau Brigitte Eleonora geb. Schwartze, einer Tochter des Kurfürstlichen Oberforst- und Wildmeisters Werner Schwartze in Grillenburg. 1669 veräußerte er den Besitz an den Obristleutnant George Götze, Kommandanten von Dresden[2]. Am Anfang des 18. Jahrhunderts, 1707, ist der Hoftrompeter Christian Becke, später Oberhoftrompeter (1728), Besitzer des Hauses Kleine Brüdergasse 7[3]. Im Lande scheint man den Einfluß des Oberhoftrompeters bei Hofe überschätzt zu haben. 1625 suchten die Einwohner von Lindenau bei Dresden, welche mit zwei Lohnjägern, sog. Blauhüten, belegt waren, sich des einen zu entledigen. Sie versprachen dem Obertrompeter Kühne 6 Taler oder ein silbernes Becherchen, wenn er sie davon befreite. Die Sache wurde ruchbar, Kühne wurde in den „Kaiser“ gesetzt, die Gemeinde mußte den Blauhut wiederum stellen und 30 Taler Strafe zahlen[4]. Diese Angaben beweisen, daß die Hoftrompeter im 16., 17. und 18. Jahrhundert zu dem besser gestellten Mittelstand gehörten. Von da an gingen bei gleichbleibendem Gehalt (300 bez. 250 Taler), aber steigender Entwertung der Kaufkraft des Geldes, die Einkünfte zurück. Damit entfiel die Möglichkeit einer gehobenen Lebensführung, wenn nicht ererbtes oder erheiratetes Vermögen vorhanden war. Doch sind die Hoftrompeter bis in die neueste Zeit fast alle Bürger der Stadt Dresden und mancher unter ihnen Hausbesitzer gewesen.

Ein andrer Beweis für das Ansehen ihres Standes ist, daß der Oberhoftrompeter eine stempelführende Person war. Der Kurfürst verlieh ihm ein Wappen, das auf blauem Grunde zwei gegeneinander geneigte silberne Kesselpauken mit darüber gekreuzten silbernen Schlägeln zeigt. Aus dem Helm wächst ein gewappneter Arm, der eine Feldtrompete in der Hand hält. Arm und Instrument sind silbern, die Hand ist fleischfarben. Um den Hals des Helmes ist an goldener Kette ein goldenes Kleinod befestigt, ein Zeichen kaiserlicher Huld. Auf dem Band stehen die Buchstaben: K. P. V. C. S. O. H. V. F. T. W. A. H. P. = Königlich Polnischer und Churfürstlich Sächsischer Ober- Hof- und Feld-Trompeter, Wehr- auch Heer-Pauker. Das Siegel mit demselben Wappen führte der Obertrompeter vornehmlich als Vorsitzender der Dresdner Oberkameradschaft. Das Oberhofmarschallamt besitzt mehrere Petschafte mit dem beschriebenen Wappen.


  1. Über Berg und Tal, Jhrg. XXXII, S. 438.
  2. Akten des Amtsgerichts Tharandt, Nr. 448. (Diese Angabe verdanke ich Herrn Archivrat Dr. Brabant, Dresden.)
  3. Richter, Atlas zur Geschichte Dresdens, Nr. 11.
  4. Trautmann, Kaditz bei Dresden, in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens, S. 53.