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und Wilh. Friedrich Pistorius berichtet aus dem Jahre 1448, daß bei den Ritterspielen der Franzosen die Preise unter dem Spiel der „Menestrels et Trompetes“ verteilt wurden[1] (Menestrels sind solche, die auf den Naquaires, Demy-Canon, Cornet, Guiterne latine, Flute behaigne, Trompette, Guiterne Moresche und Vicillo spielten.) In den Niederlanden findet man bereits 1424 die Trompete auf einem Totentanz, 1441 in Antwerpen einen „faiseur de trompettes“, 1482 in Brügge vier Stadttrompeter. Als erster Verfertiger gebogener Trompeten wird 1500 ein Franzose Maurin genannt[2]. Freilich waren die Instrumente noch unvollkommen, die Lötstellen an den Biegungen müssen Unreinheiten im Ton verursacht haben. In Sebastian Virdungs Werk, „Musica getuscht“, 1511, und in Martinus Agricola, Musica Instrumentalis, 1528, zeigen die Abbildungen der „Trummeten“ deutlich die zusammengelöteten Stücke. Agricola schreibt über „die ander art der Instrument . . . die durch menschlichen wind geblasen mügen werden, vnd keine finger löcher haben“, wie folget: „Etliche aber haben der löcher keins / Nur allein oben vnd vnten eins. Auff diesem wird die melodey allein / durchs blasen vnd ziehen gefüret rein. Als sein Busaun, Trumeten vnd Claret, wie es hie folgende gemalet steht. Davon sag ich nicht viel zu dieser stund, / denn ich hab auch noch nicht den rechten grund. Wo ich ihn aber werde erlangen, / so soltu ihn recht von mir empfangen. Jdoch sol es also schlecht nicht hin gan, / ich wil dir sie gemalet zeigen an.“[3] Doch muß man mit den alten Instrumenten schon gute Wirkungen erzielt haben können, denn die Sachsenherzöge Ernst und Albrecht erregten 1474 auf der Hochzeit in Amberg (Philipp von der Pfalz und Margarethe von Niederbayern) großes Staunen durch die „guten und gar fremden“ Trompeten, welche sie mit sich gebracht hatten. Sie zeichneten sich dadurch aus, daß man auf ihnen auch hohe Töne klar zum Ausdruck bringen konnte[4]. Aber man muß in der Herstellung der Blechinstrumente bald bedeutende Fortschritte gemacht haben, denn Michael Praetorius gibt in seinem Syntagma musicum, 1620, das Bild einer kunstvoll konstruierten Posaune. Die in ihrem Bau einfachere Trompete wird also um 1600 auch schon vollkommner, d. i. ohne Lötstellen, hergestellt worden sein. Praetorius hat den Klang der Trompete sehr geschätzt, wie sein Ausspruch bezeugt: „Trummet ist ein herrlich Instrument, wenn ein guter Meister, der es wohl und künstlich zwingen kann, darüber kömpt.“ Auch Mersenne (1588 – 1648) teilt diese Meinung, wenn er sagt: Sie ist von staunenswerthem Umfange, wenn man sie vollkommen zu blasen und alle ihre Töne zu erzeugen versteht . . . sie steigt noch um eine volle Oktave (die


  1. Zedler, Universallexikon, Bd. 45, S. 1106 f.
  2. Eichhorn, S. 2.
  3. Agricola, Musica Instrumentalis. Deudsch 1528. S. 16.
  4. Neues Archiv f. Sächs. Geschichte, Bd. XXIX, S. 160.