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Diese auf die Dauer unerträglichen Mißstände wurden erst im Jahre 1864 abgestellt, als es dem damaligen Generaldirektor Otto von Koenneritz gelang, das alte Vorurteil gegen die Mitwirkung von Frauen bei der Kirchenmusik zu besiegen und von seiten des Königs und der kirchlichen Oberleitung die Genehmigung zur Mitwirkung von Sängerinnen der Hofoper, soweit sie katholischer Konfession oder dieser zugetan waren, für hohe Festtage zu erreichen, als welche vorläufig die beiden Feiertage des Weihnachts-, Oster- und Pfingstfestes, die Auferstehungsfeier am Ostersonnabend und das Fronleichnamsfest angesehen wurden. So bestand damals das Gesangespersonal aus je sechs Kapellknaben für den Sopran und Alt, denen bei Festtagen je eine Solistin beigegeben war, im Tenor aus drei Solisten und einschließlich der Zeremoniensänger fünf Ripienisten, endlich im Baß aus fünf Solisten und zwei Ripienisten.

Inzwischen war als Nachfolger Wagners im Jahre 1850 Karl Krebs (eigentlich Miedke) nach Dresden berufen worden, und Julius Rietz trat dann (1860) an die Stelle des 1859 verstorbenen Reißiger. Krebs brachte als Katholik und dann als Gatte der auch nach ihrer Pensionierung noch im Kirchendienst als Vertreterin der Altsoli rühmlich tätigen Aloysia Krebs-Michalesi diesem besonderes Interesse entgegen, wie er auch ein Tedeum, mehrere Messen u. a. schrieb[1]. Rietz war namentlich die Aufnahme des Mozartschen Requiems[2] und des Ave verum (als Offertorium) in das Kirchenrepertoire zu danken, doch kam damals auch die Krönungsmesse (12. Oktober 1862) zum ersten Male in der Kirche zur Aufführung. In die Zeit der Amtsführung Rietz’ und Krebs’ fällt die nach dem Tode Risses im Jahre 1871 erfolgte Berufung des seit 1854 als Hilfsorganist, seit 1863 als zweiter Hoforganist an der katholischen Hofkirche tätigen Edmund Kretschmer zum Instruktor der Kapellknaben, deren Zahl damals auf 16 erhöht worden war, doch wird seines Wirkens erst später zu gedenken sein. Vom Jahre 1873 an, d. h. nach seinem Rücktritt von der Oper, behielt Krebs nur noch die Leitung der Kirchenmusik bei, während der junge Ernst Schuch sich mit Rietz in die Oper teilte. Als dann im Jahre 1880 Krebs starb, war in Franz Wüllner aber auch schon der Mann (seit 1877) zur Stelle, dem als frommem Katholiken der Kirchendienst Herzenssache war und dessen Wirken als Reorganisator trotz seiner in Dresden allgemein bedauerten kurzen Zeit eine besondere Bedeutung gewinnen sollte.


  1. Ein gesanglich-melodiöses Vater Unser für 1 Singstimme und Klavier (bez. Orgel) erschien bei Ad. Brauer, Dresden.
  2. Seine wohl überhaupt erste Aufführung in Dresden fand am 9. November 1812 in der Neustädter Dreikönigskirche durch die Dreyßigsche Singakademie unter Leitung ihres Gründers statt. (D. Schmid, Geschichte der Akademie, Dresden 1907.)