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Schlußfuge im Gloria wurde als „Posaunenmesse“ bekannt[1]. Zeitliche und örtliche Bedeutung erhielten die „Figuralmessen“, die Reißiger im Auftrag König Johanns schrieb. Nach seinem Regierungsantritt (1854) hatte dieser während des königlichen Hoflagers in Pillnitz bei den Gottesdiensten an Sonn- und Festtagen eine gesungene Messe angeordnet. Es wurden demgemäß während der sogenannten stillen Messe in Gegenwart des Hofes von einem einfachen gemischten Quartett deutsche Meßlieder mit obligater Orgelbegleitung gesungen, und die für diese Gottesdienste von ihm geschriebenen Kompositionen sind jene Figuralmessen.

Aus der Zeit der gemeinsamen Amtstätigkeit Reißigers mit Morlacchi (gest. 1841) stammt nun eine Violinsonate (op. 96) von Ludwig Spohr, die in ihrem Adagio gewissermaßen eine in musikalische Gewandung gekleidete Beurkundung der Bedeutung wie der Eigenartigkeit der gottesdienstlichen Musiken in der Dresdner katholischen Hofkirche darstellt. Die Sonate, oder wie der Komponist das Werk selbst bezeichnet, das Duett für Piano und Violine, entstand unter dem Eindruck einer Sommer-Ferienreise, die Spohr im Jahre 1836 mit seiner ihm am 3. Januar dieses Jahres angetrauten (zweiten) Frau, der vortrefflichen Pianistin Marianne Pfeiffer, unternahm, betitelt sich nach ihrem Ziel: „Nachklänge einer Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz“ und erschien bei Simrock in Bonn und in einer französischen Ausgabe bei Richault in Paris. „Schon auf der Rückreise von Dresden“, schreibt der Komponist in seiner Selbstbiographie (Cassel und Göttingen, 1861), „hatte ich beständig an eine neue Kompositions-Periode gedacht und auch schon das Programm dazu entworfen.“ Die Eindrücke, die er in der katholischen Hofkirche erhielt, verdichteten sich darin zum Adagio. Es gibt, wie es überschrieben ist, eine „Szene aus der katholischen Hofkirche in Dresden“, die „mit einem Orgelpräludium auf dem Pianoforte allein beginnt; darauf spielt die Geige die Intonation des Priesters vor dem Altare, woran sich das Responsorium der Chorknaben genau in denselben Tönen und Modulationen, wie man sie in katholischen Kirchen und auch in Dresden hört, anschließt. Diesem folgt eine Castraten-Arie, wobei es die Aufgabe des Geigers ist, sie ganz im Ton und Stil des dortigen Gesangs zu kopieren.“

Um zunächst des Kastraten-Gesanges Erwähnung zu tun, so taucht da das Bild des berühmten Kirchensopransängers Filippo Sassaroli auf, der, 1830 pensioniert, zwar bereits 1833 in Bologna gestorben war, aber lange, lange den Dresdnern unvergessen blieb und jedenfalls durch seinen Nachfolger (Tarquinio) nur annähernd ersetzt wurde. Der Sänger, den seine Korpulenz als Bühnensänger gestört hatte, war nicht allein wegen seiner


  1. Die Posaunen intonieren im Kredo den liturgischen Gesang des Priesters als cantus firmus.