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ernannten Joh. Chr. Schmidt geruht, den aber vom Jahre 1720 an der an der inzwischen aufgelösten italienischen Oper neben Antonio Lotti (1718–19) tätig gewesene Joh. David Heinichen unterstützt hatte. Heinichen war ein in allen Künsten der Harmonie und des Kontrapunkts wohl erfahrener gelehrter Musiker, doch keineswegs im Unklaren über die Bedeutung des damals neuen melodischen Stils und betätigte sich, obwohl Protestant – wie Schmidt – für den Kirchendienst auch als Komponist von Messen und (2) Requiems. Nur machte der Gesundheitszustand des an der Schwindsucht Leidenden bald seine Vertretung nötig, die der aus Launowitz in Böhmen stammende Joh. Dismas Zelenka übernahm, der auch als erster musikalischer Erzieher der Kapellknaben (Kapellknaben-Instruktor) angenommen wird. Im Jahre 1710 als Kontrabassist in die Kapelle gekommen, hatte Zelenka zwei Jahre später durch eine für den Cäcilientag komponierte Messe (G-Dur) als Komponist die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und war in dieser Eigenschaft, wohl auch auf Fürsprache seines Dresdner Gönners, des Statthalters Fürsten Egon von Fürstenberg, der Förderung durch den König-Kurfürst teilhaftig geworden. Von diesem nach Wien gesandt, hatte er dort den Unterricht Joh. Jos. Fuxs genossen, und „damit er Alles lerne und nicht nur nach meiner Maniera arbeite“, riet dieser, den gelehrigen Schüler auch noch nach Italien gehen zu lassen. Die Gelegenheit bot sich, als sich der Kurprinz im Herbst 1716 dahin begab. Dort scheint Zelenka Schüler Antonio Lottis gewesen zu sein, dem er dann, nachdem dieser (1717) nach Dresden berufen worden war, daselbst wieder begegnen sollte. Im Jahre 1723 hatte Zelenka in Prag einen besonderen Erfolg mit einem aus Anlaß der Krönung Karls VI. zum König von Böhmen komponierten Melodrama de Sancto Wenceslao, und auf noch bestehende Beziehungen dahin, wo er früher in Freiherrlich v. Hartigen Diensten gestanden und auf dem Jesuitenkollegium Clementinum seine Erziehung genossen hatte, lassen auch für dort geschriebene Instrumentalkompositionen schließen. In Dresden wollte ihm das Schicksal nicht recht wohl. Als er sich im November 1733 – August der Starke war am 1. Februar aus dem Leben geschieden – um die seit Heinichens im Jahre 1729 erfolgten Tod noch offene Kapellmeisterstelle bewarb, war die für das künstlerische Leben Dresdens entscheidende Wandlung schon im Gange, die Berufung Hasses und seiner Gattin. Die Bewerbung Zelenkas blieb erfolglos. Sie stützte sich auf die Begründung, er habe nach seiner Rückkunft von Wien (1719) nächst dem Kapellmeister Heinichen die „Königliche Kirchen-Music viele Jahre lang mit besorgt, nach dessen Absterben aber dieselbe meistens allein componiret und dirigieret, derowegen auch um die dabey benöthigte fremde Musicalien zu erlangen und selbige nebst seinen eignen copiren zu lassen, fast die Helffte seines bisherigen Tractements zu seinem großen Schaden aufwenden müssen“.