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Die obenerwähnte Entlassung der Sänger der Kapelle machte für die Übersiedelung des katholischen Gottesdienstes in die neuen Räume aber natürlich die völlige Neubildung eines Sängerchors mit einigen Instrumentisten notwendig, der in seiner Art an die Kantoreien (in Böhmen Litteraten-Chöre) der protestantischen Zeit erinnert zu haben scheint, und in dem man den Ursprung und Anfang des Kapellknabeninstituts vor sich hat. Es wurden aus Böhmen zehn „Cleriker, Musiker oder Kapellknaben“, wie sie verschieden genannt werden, verschrieben. In den Règlements et Ordonnances du Roy pour l’Eglise publique et Chapelle royale 1708 heißt es „Clercs et Musiciens“, und dann weiter in deutscher Übersetzung: „Es wird da sechs Kapellknaben (Clercs Musiciens) geben, gut gekleidet, die man aus den Kirchen von Graupen (Kraupena) und Leitmeritz in Böhmen heranzuziehen versuchen wird, die den Altar und die Kaplane (Chappellains) bedienen und die Messen und Musikvespern singen sollen. Es wird aber noch vier andere Kleriker (Clercs) geben, die den Altar bedienen und Instrumente nach Noten spielen sollen, unter einem Meister der katholischen Musik, wohl vertraut mit der figurierten wie der italienischen Musik. Dieser wird alle und alle Tage eine festgesetzte Stunde in der Musik unterrichten. Einer der Kaplane wird ihnen außerdem eine Stunde in der lateinischen Sprache geben, ihnen die nötige Erziehung zuteil werden lassen und die Ordnung beibringen, der sie beim Ausgehen sich zu unterwerfen haben; alles unter den Anordnungen des Direktors der Königlichen Kapelle. Diese Kapellknaben und Instrumentisten, die in den folgenden Jahren als 1 Organist, 1 Bassist, 2 Violinisten, 1 Tenorist, 2 Altisten und 2 Diskantisten spezialisiert, später vollzählig als 10 (4 Knaben, 2 Sänger und 4 Instrumentisten) außer dem Musikmeister und Organisten erscheinen und „königliche kostbare Liverey“ trugen, aber ebensowenig wie der Direktor namhaft gemacht werden, unterstanden der besonderen Leitung und Aufsicht eines geistlichen Herrn, zuerst des P. Elias Broggio, und mit ihm wieder der Oberaufsicht eines vom König-Kurfürst berufenen Chefs, zunächst des wiederholt genannten P. Vota, welcher der Präfekt der katholischen Missionen in Sachsen war. Wohnung, Unterhalt usw.[1] erhielten sie im geistlichen Haus am Taschenberg, das, neben der späteren Hofkonditorei, unmittelbar am Verbindungsgange zwischen dem Prinzenpalais und Schloß gelegen war. Es gehörte damals


  1. Nähere Einzelheiten hierzu und zum Folgenden s. Dr. Wilh. Schäfer, Die katholische Hofkirche zu Dresden, 1851, und M. Fürstenau, Geschichte der Musik und des Theaters am Hofe zu Dresden, II., 1862.