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der immer nur von Scudi und Dukati reden hören muß! Unsereiner kommt in die ersten Zirkel und muß daher leben, als wenn er ein Cavaliere wäre, man kann sich in den Wirtshäusern doch nicht zurückziehen, wenn einen die anderen Preußen auffordern, zu Ehren der vaterländischen Majestät anzustoßen usw. – hätte ich's nur –, ach Gott, ich stöße gerne an, aber man stößt gar zu leicht den Geldbeutel durch und durch!“

Die Sorge um seine spätere Existenz spricht doch immer wieder aus seinen Berichten. Um so befreiender mag der Inhalt zweier Briefe von Stobwasser und Weiße gewirkt haben, den wir aus der Antwort Reissigers an Weiße vom 10. Mai aus Bologna erraten können[1]: „Im Abreisen begriffen, empfing ich in Mailand Ihren lieben Brief mit der Kopie des Stobwasserschen. Die beiden Briefe hoben mich wieder empor. Denn sie sagten mir, daß noch in Deutschland Freunde leben, die mir wohlwollen und die mein Glück da befördern wollen, wo ich es am liebsten erwarte, in der Mitte des lieben deutschen Vaterlandes. – Ich muß mich schämen, kleinmütig genug gewesen zu sein, ungerecht gegen mein Vaterland gedacht zu haben auf Kosten jener großen, eitlen Stadt, die ich kennen lernte und die mir herzlich gleich darbot, was meine kühnsten Wünsche in Deutschland nie erwartet hätten. – Beifall, Ehre, Brot, Erwerb! – Was mich am meisten rührt ist, daß der Minister sogar meinen armen Vater unterstützen will, und die Art, wie er die Lage meines guten Vaters erfahren hat, wirft mich zum Dankgebet gegen Gott. – Gottes Hand, die mich so wunderbar geleitet und geführt hat, wird mich ferner leiten und führen.

Wie mir Stobwasser schreibt, werde ich mich zu etwas Bestimmtem entschließen müssen! An Mut, gutem Willen und Kraft wird es mit Gottes Hilfe nicht fehlen, wenn ich nur bestimmt weiß, welchen Zweig ich ergreifen soll – soll ich einen Plan einreichen oder wird er mir gemacht werden! – Mit Tätigkeit werde ich überall den Weg betreten, der mir wird vorgeschrieben werden und mich bald hineinarbeiten! – möchte sich nur der Minister selbst deutlich darüber ausgesprochen haben und mich interimistisch anstellen, damit ich als Angestellter reisen und gewiß meine Zeit zum Besten der Wissenschaft anwenden kann, denn es gibt in Italien Schätze der Musik, wenn auch das Wesen selbst jetzt hier verkannt wird! Gewiß wird der gute Geheimrat Körner in dieser Hinsicht sorgen, damit ich ruhig und unbesorgt weiter wirken kann! Unvergeßlich wird mir bleiben, wie der herrliche Mann für mich antichambriert hat. Gott segne ihn dafür.“

Demselben Briefe aus Bologna entnehmen wir noch folgende Stelle: „Ich wohne in Bologna bei Mr. Trouvé; dem Zusammenfluß aller Franzosen und Deutschen. Schweizer gibt's ebenfalls entsetzlich viele, und alle haben ein sonderbares Urteil über Musik. Ein Österreicher, dem ich meine Ansicht über sie mitteilte, meinte, es sei bekannt, daß folgende Abstufung in der Musik wäre: Erst kämen die Maulwürfe, dann die Krähen, nachher die


  1. R. hätte sich nicht so zu sorgen brauchen, denn die Schreiben des Ministers sind sehr hoffnungerweckend für später. Einmal heißt es: „Übrigens würde Ihnen freistehen, Ihren Aufenthalt in Italien nach Befinden zu verlängern, und ich wünsche nur zu seiner Zeit Nachricht von Ihnen zu erhalten, wenn Sie wieder allhie einzutreffen gedenken, damit wegen einer Ihren Kenntnissen und Talentem angemessenen Anstellung die nötigen Maßregeln getroffen werden können. Von der Fortsetzung Ihrer Kunstreise erwarte ich den besten Erfolg und wiederhole Ihnen die Versicherung meiner aufrichtigsten Hochachtung. Altenstein.“