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„Dresden, 22. Februar 24. Hochgeehrter Herr Stobwasser! Die Krankheit des hiesigen Musikdirektors Schubert, dem der Arzt keine Hoffnung der Genesung gibt, und die Abwesenheit des Kapellmeisters Morlacchi haben einen Stillstand in die hiesige Oper gebracht, und man ist eifrigst bemüht, einen Musikdirektor an Schuberts Stelle zu wählen, der König will eine baldige Entscheidung. Wie ich gehört habe, muß sich der neue Musikdirektor bis zu Schuberts Tode zwar mit einem geringern Gehalt: 600 bis 800 Taler, begnügen, jedoch bekömmt er später das Ganze: 1200 Taler. – Weber und mehrere hiesige bedeutende Männer bedauerten, daß ich zu spät nach Dresden gekommen war, und gaben mir zu verstehen, daß ich vielleicht mit leichter Mühe reüssierte. Der Minister von Einsiedel hat Marschner diese Stelle versprochen und protegiert diesen sehr, jedoch ist Marschner gar nicht geliebt, sehr arrogant und roh, und Herr von Könneritz mag ihn nicht.

Gestern kam Theodor Hell zu mir und encouragierte mich, mich dem Direktor von Könneritz zu dieser Stelle anzutragen, er vertraute mir, daß ich Könneritz schon gefallen habe und er sein Bedauern geäußert, daß ich nicht früher gekommen sei, indem ich auf jeden Fall würdiger zu dieser Stelle wäre.

Sie wissen, daß ich mich lieber in Berlin versorgt sehe, als hier, besonders da die Stelle hier mit viel Arbeit verbunden ist. Ich sehe demnach in Berlin mit Sehnsucht einer baldigen Entscheidung entgegen. Ja ich weiß, welchen tätigen und herzlichen Anteil Sie an meinem Schicksal nehmen, so wollte ich nicht verabsäumen, Ihnen dieses zu schreiben, mir aber auch zugleich Ihren gütigen Rat in dieser Angelegenheit zu erbitten. Dürfte ich Sie bitten, darüber mit dem Herrn Geheimrat Frick zu sprechen? Jedoch muß die Sache sehr geheim gehalten werden. Gern hätte ich meine Testimonia hier, allein diese werde ich schwerlich bekommen können, da sie in den Händen des Herrn Ministers sind. Oder sollte ich vielleicht den Herrn Minister selbst um baldige Entscheidung bitten?

Sie sehen in dieser Sache immer weiter und klarer als ich und bitte Sie herzlich, mir Ihren gütigen Rat darüber nicht zu versagen und was Ihnen gut dünkt, für mich zu tun. . . . . . “

Hatte so die Zukunft schon ihre Strahlen auf den Lebensweg Reissigers, der freilich damals sehnsüchtig auf das entscheidende Wort des preußischen Königs harrte, geworfen, so kam nun am 25. Februar endlich die ersehnte Aufführung, übrigens die letzte, die das Werk erlebte. Hören wir ihn selbst und beachten die Ehrlichkeit, mit der er selbst das Ungünstige berichtet:


Dresden, am 26. Februar 1824.
Teurer Herr Stobwasser!

Gestern Abend ist meine Dido meinen Augen und Ohren vorbeipassiert und vieles davon recht gut eingedrungen. Da ich nun Ihnen bereits vieles davon nur vom Hörensagen geschrieben habe, so will ich es nun vom Hörensehen tun und will mich weiter auslassen. Zuerst muß ich Weber die größte Achtung und Dankbarkeit zollen, denn er hat das Möglichste getan, das Orchester hat mich überrascht und, ich wünschte wohl, Sie könnten diese Oper einmal hören, bloß um das Orchester zu bewundern. Was die Sänger anbelangt, so war erstens Mad. Sandrini von Anfang herein sehr unrein