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3. Ausgang.

Betrachten wir zum Schlusse das Schicksal, das diesen Resten der Burgwardzeit unter der deutschen Herrschaft beschieden war.

In der Zeit, aus welcher die ersten urkundlichen Nachrichten über die Herrengüter der Dresdner Pflege erhalten sind, scheint die Zahl und die Bedeutung dieser Güter im Niedergang begriffen zu sein. Vom Allod in Roßthal erfahren wir, daß es 1319 wüst liegt[1]. Als Grund wird gemeldet, daß sich Niemand findet, der den hohen Zins, den das Domkapitel zu Meißen als Eigentümer fordert, zahlen will. Eine Reihe andrer Herrengüter ist aus der Herrenhand ausgetan in bäuerliche oder sonstige Pachthand, ja wir finden die Herrengüter vielfach geteilt und wir finden sie ihrer ursprünglichen Eigenschaft ganz entkleidet und zu einzelnen Hufen „vererbt“. 1414 kaufen die Brüder Bußmann von Dresden das Vorwerk Zauckerode um es „zu vererben und um erblichen Zins zu verkaufen“[2]. Von manchen Vorwerken, wie von dem zu Gittersee, können wir die Lage nicht mehr bestimmen, da der Zeitpunkt ihrer Teilung zu weit zurückliegt und ein Anhalt aus erhaltenen Flurnamen oder aus den Gerichtsbarkeitsgrenzen nicht zu gewinnen ist.

Die Gründe für die Auflösung der Allode liegen zum Teil in der Entwicklung der Zeit, aus welcher wir die ersten urkundlichen Nachrichten über die Vorwerke besitzen, zum Teil stammen sie aus weit älterer Zeit. Wenn gesagt worden ist, daß die aufkommende Geldwirtschaft bei den Herrengutsbesitzern die Neigung gezeitigt habe, statt von der eigenen Bewirtschaftung der Herrengüter von dem bequemen Genuß der Zinsrente zu leben, so trifft dies nicht völlig zu. Es würden die geistlichen Güter hierbei so gut wie ausscheiden, da von einer eigenen Bewirtschaftung bei ihnen auch früher niemals im vollen Sinne die Rede gewesen sein kann[3]. Die Pflicht der Stiftsherren zu Meißen, denen die meisten geistlichen Güter angehörten, war es, am Sitze des Stifts


  1. Cod. II, 1, 375.
  2. Schulze, S. 217.
  3. Ebensowenig kann bei manchen Dresdner Geschlechtern, den Busmanns und anderen, die vor allem Kaufleute waren, davon die Rede sein. Die städtischen Stiftungen wirtschafteten meist mit Hofmännern.