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Namen des Nachbarorts empfangen hat. Kauscha ist eines der völlig in sich abgeschlossenen kleinen altsorbischen Runddörfer. Erst 1862 wird ein öffentlicher Schank zu Großkauscha errichtet. In Dorf- und Fluranlage ist dem Ort ein altertümliches Gepräge aufgedrückt. Nach dem ältesten Erbbuch des Amts Dresden leisten 1547 Wachgetreide zu Kauscha: Valten Winckler, Wenzel Alnpeck, Hans Winckler, Blasius Kreißig, Lorenz Heune. Es sind dies die Besitzer von 5 am Dorfring zu Großkauscha liegenden Höfen (die heutigen Brandkatasternummern 4, 7, 8, 9, 10). Frei vom Wachgetreide bleiben am Dorfring zwei Höfe, die eng aneinander gebaut sind (Brandkatasternummern 5 und 6). Ursprünglich bildeten sie einen Hof mit einer Flur von vier Hufen Landes, 1594 wurden sie in den Oberhof und den Niederhof geteilt[1]. Wir vermögen. die ursprüngliche Flur des Hofes zwischen dem Dresdner Weg, den Flurstücken nach dem Gamighübel zu, der Flur Goppeln und dem Gebergrund noch heute zu bestimmen, die Streulage der übrigen unter verschiedenen Gerichtsbarkeiten stehenden Güter berührt diese Flur nicht, der Umstand, daß diese vier Hufen frei von der Abgabe des Wachgetreides waren, läßt darauf schließen, daß sie einst das alte geschlossene Allod, das Herrengut oder „Vorwerk“ des Dorfes bildeten. Drei bis vier Hufen ist die gewöhnliche Abschätzung eines Herrengutes, auch liegt die Flur der vier Hufen zunächst am Dorf und ist die beste in Kauscha, jenseits des Dresdner Wegs liegt am Dorf die alte „Galcke“, die an Bodengüte etwas zurücksteht.

Auch hier wiederholt sich also die Tatsache, daß die Vorwerksbesitzer vom Wachgetreide befreit sind, während von andern Gütern des Dorfes, in diesem Falle von sämtlichen Gütern des Dorfrings zu Großkauscha, Wachgetreide fällt.

Die Gründe, welche für das hohe Alter der Wachgetreidepflicht sprechen, liegen nun nicht allein in dem Umstand, daß die Orte, von denen das Wachgetreide gezinst wird, mit großer Bestimmtheit als altsorbische angenommen werden dürfen, sie liegen noch viel stärker in der Tatsache, daß das Wachgetreide mit Einrichtungen verknüpft erscheint, welche der ältesten Zeit, mindestens


  1. Siehe Anhang unter Kauscha (Nr. 1 ist ausgebaut, Nr. 2 und 3 bilden Kleinkauscha).