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et villis circumjacentibus, heißt es in einem Verzeichnis von 1495. Zu den zehntenden Orten gehörten nach einem Verzeichnis von 1567 auch Altendresden und Fischersdorf. Rings um den Wall, von der Wilischen Straße und der Rosengasse bis zum Tatzberg lag das Zehntgebiet des Dekans; eine große Zahl Äcker am Löbtauer Weg, am Zellischen Weg, beim Wehr, am Haneberg, im Boden, an der Dippoldiswaldischen Straße, an der Katzbach, an der Bürger Teiche, an der Pirnischen Straße usw. werden in den Verzeichnissen von 1495 und 1567 einzeln namentlich mit Geldbeträgen aufgeführt. Daß es sich dabei nicht um Zinsen an den Dekan als Erbgerichtsherrn, sondern um abgelösten Zehnten handelte, beweist das Verzeichnis von 1495. Dieses zeigt auch, wie viel Streit um die Zehnterhebung bestand. Unbezweifelbar gehörte das Gebiet der Stadt Dresden, wie sich auch aus dem Zusammenhang der Ortslage ergibt, zum Garbenzehntbezirk des Dekans.

Im ganzen Gau Nisan läßt sich eine ähnliche geschlossene Gruppe von Orten in der Zehnterhebung nicht nachweisen, und das Eigentümlichste ist, daß sie zu beiden Seiten des Weißeritzflusses in der Anordnung sich findet, wie sie für den Burgward Buistrizi vorausgesetzt werden muß. Welcher andere Grund als der einer alten Burgwardeinteilung sollte zur Verleihung des Zehnten in einem so eigentümlich verteilten Gebiet geführt haben? Unverkennbar liegt der alte Kern eines Burgwards, der aus einem Schanzbezirk am Weißeritzflusse hervorgegangen ist, zu Grunde, das Gebiet umschließt sowohl die alte Schanze zu Koschütz, wie eine jüngere Befestigung auf dem sogenannten Burgwardsberg zu Pesterwitz. Die Zahl der Dörfer entspricht dem auch anderwärts festgestellten Umfange von Burgwarden und auch die Gleichung, die von Schulze in seiner „Kolonisation und Germanisation“[1], von Bönhoff[2] und anderen für die älteste Zeit aufgestellt worden ist, daß im Anfange die Burgwarde mit den Kirchspielen zusammenfallen, läßt sich hier belegen: wenn hier im Osten der Mark in der Frühzeit vielleicht nicht die Sprengel der Pfarrorte gleich den Burgwarden gewesen sind, so sind doch aller Wahrscheinlichkeit


  1. S. 316.
  2. Neues Archiv XXXI, S. 20.