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die als Tribut in fünf Landschaften, darunter in Dalaminzi und Nisan, aufgebracht wurden.

Wohl ist nichts so geeignet, die Lage der Deutschen in dem eroberten Gebiet zu kennzeichnen, als die Nachricht, daß die Leistungen der Sorben sich auf Tribut beschränkten[1]. Eine geschlossene, sich selbst verwaltende Volksgemeinde stand den Deutschen noch gegenüber, ihre inneren Einrichtungen wurden durch die Eroberung kaum berührt, nur von den Gegenständen des Handels, die sie schon vorher mit den Deutschen getauscht hatten, leisteten die Sorben Tribut. Honig, Getreide, Vieh, Kleider, Pelzwerk[2] Knechte wurden dem Grafen, der an des Königs Statt gebot, dargebracht, und bevor der Graf den ihm gebührenden Teil nahm, durfte der Bischof das Seine fordern. Das Recht, den Zehnten von den Sorben selbst zu heischen, scheint in Nisan an die Kirche erst übergegangen zu sein, nachdem der furchtbare Slawenaufstand von 983 alle Verhältnisse des Ostens auf das Tiefste erschüttert hatte. Damals stand ganz Wendenland auf, mit ihrer letzten Kraft stritten die slawischen Völker gegen die Herrschaft der Deutschen, auch Dalaminzi und Nisan spürten die Gewalt der Bewegung. Das Bistum zu Meißen wurde durch die Ereignisse noch einmal aus dem Lande geschlagen; nach seiner Rückkehr aber faßte es nur um so fester Fuß, und auch die Poleneinfälle um die Wende des Jahrtausends konnten die Errungenschaften nicht mehr in Frage stellen.

Der Bischofszehnte überdauerte alle Wandlungen. Unbezweifelt reicht die Abgabe des Zehnten an die Meißner Kirche in die Zeit zurück, in welcher die eigentümliche slawische Verfassung und Einteilung des Gaues nach den Bezirken der alten Burgwarde noch in voller Kraft stand. So wie wir den Zehnten in der Zeit, aus welcher wir reichere Nachrichten besitzen, kennen lernen, hat er freilich einige Veränderungen erfahren. Die Merkmale hohen Alters hat er behalten, aber die Form der Einhebung


  1. Thietmar, I, 10: „Has regiones sibi fecit tributarias, Boemiam, Deleminci“ usw. – Cod. I, 13 (970): Otto I. eignet der Kirche zu Meißen den Zehnten in den Provinzen Dalaminza, Nisana usw. – tributi pars decima.
  2. Der Tribut an Honig und Pelzwerk zeigt, daß die Wälder um die sorbischen Burgwarde nicht ungenutzt lagen. Die Bienen hielt man nicht in den Siedlungen, sondern ging ihnen im Walde nach.