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aus Böhmen über das Gebirge und führte die Müglitz und Molde[1] überschreitend zum Elbtal. Frühzeitig zogen Heere diese Straße; wie der Vogelzug alljährlich wiederkehrend ging auch der Handel diesen Weg.

Ein vielseitiges, reges Leben entfaltete sich in der sorbischen Landschaft, und lange ehe die deutsche Herrschaft sich über Nisan breitete, war der Gau bereits den frühesten Stufen der slawischen Entwicklung entwachsen.


3.Die Burgwarde.

928 erlitten die Sorben im Norden von Nisan, im Gau Dalaminzi, eine entscheidende Niederlage. Ihre Hauptfeste Gana fiel in die Hand der Deutschen, das ganze Land unterwarf sich. Auf einer verlassenen Burgstätte[2] am Ufer der Elbe gründeten die Deutschen eine neue Befestigung: die Burg Meißen.

Keine Nachricht meldet, was damals mit dem südlichen Nisan geschah. Nisan wird über ein Menschenalter später zuerst genannt[3]; wie der Gau aber zu dieser Zeit mit Dalaminzi verknüpft erscheint, so wird das Schicksal beider Landschaften auch früher schon verbunden gewesen sein.

Meißen blieb dauernd von den Deutschen besetzt. Im Lande forderten die Deutschen Tribut und Heeresfolge, sie legten ihre Hand auf das Gewerbe der Handelsleute und erhoben des Königs Zoll an der Elbe. Die inneren Einrichtungen des Volkes blieben bestehen, die Geschichtsschreiber jener Zeit melden uns wohl von den Kämpfen und vom raschen Zusammenbruch des sorbischen Widerstands, aber nichts von dem Untergang des stilleren Widerstands in der Eigenart und Sitte des Volks. Sicher ist, daß das Volk nicht vernichtet wurde, daß es weiter bestand mit


  1. Die Donins, S. 332: Nickel von Köckeritz berichtet, wie Markgraf Wilhelm „dy brugke an der Molta bey dem Luge“ niederwerfen ließ und die Straße auf Pirna legte. – Hemleben: Die Pässe des Erzgebirges 1911, erklärt den Weg von Böhmen über Dohna als den ältesten über das Gebirge zwischen dem Fichtelberg und der Elbe.
  2. Über vorgeschichtliche Funde auf dem Meißner Burgberg vgl. Neues Archiv XXXI, S. 377. – Über die älteste Geschichte Meißens vgl. O. E. Schmidt, Kursächsische Streifzüge III. Band, u. a.
  3. Cod. II, 1, 3 (967).