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die Elbe sind überhaupt zu den am stärksten in das Leben der Gemeinde eingreifenden Ereignissen zu rechnen. Geschichtliche Nachrichten über Hochwasser in der Kaditzer Gegend finden sich aus den Jahren 1599, 1655, 1784 und 1799, von den Überschwemmungen des 19. Jahrhunderts, welche sich 1845 und 1890 über den größten Teil der Flur erstreckten, abgesehen. „1599 ist die Elbe so groß gewesen, das man hat von den Teichen (bei Serkowitz) naus um die Gleine fahren können“, heißt es im Kirchenbuch[1].

Die Nachbarschaft beruhte auf dem „Sitz“ im Dorf[2]; wer in den Auszug ging, verlor die Nachbarschaft, es sei denn, daß er sie auf Grund einzelner Besitzteile sich vorbehielt[3]. Die Verteilung des Besitzes in Vorwerksäcker, Poppitzhufen, Weinberge, Gleinen und Dorfhufen erleichterte dies; die alten Leute bewahrten sich zuweilen auch eine erstaunliche Rüstigkeit; am 13. September 1612 wurde der alte Andreas Drobisch begraben, „welcher von seinem Balken in der Scheune gefallen“. Er wirtschaftete noch immer, wiewohl er 89 Jahre weniger 12 Wochen war.

Jährlich viermal vereinigte sich seit alter Zeit die Nachbarschaft zu sogenannten Gcmeindebieren, die in späterer Zeit fast durchweg unter Darbietung von Wein abgehalten wurden. Das Wichtigste dieser Gemeindebiere war seit alter Zeit das Weihnachtsbier, das ursprünglich den zweiten Feiertag abgehalten worden zu sein scheint, später aber am dritten Feiertag beim Richter getrunken wurde. „Uff den andern weynachtsfeyertag nach der Mittagspredigt trinken Etliche gemeinen, so in die kirch Kaditz gehören, gemeine Bier“,


  1. Damals fiel der 99jährige George Drobisch zu Serkowitz mit einem Stück Ufer hinter der Mühle in die Elbe, ward zwar herausgezogen, starb aber bald darauf. 1784 gerieten zwei Mitglieder des kurfürstlichen Hauses in die Gefahr, nahe bei Serkowitz zu verunglücken, an ihre Rettung erinnert heute ein Denkstein am alten Dorf („Über Berg und Thal“ 29. Jahrg., S. 86, 30. Jahrg., S. 138). 1799 wurden aus schwerem Eisgang zu Kaditz zwei Schiffer gerettet (Vorgang im „Hermannsdenkmal" zu Loschwitz dargestellt).
  2. Der Hof gab vielfach dem Bauer den Namen: ein Gut (No. 28) hieß jahrhundertelang Lutters (oder Lutterzscheilens) nach Valten Lotter, der es 1668 besaß, ein andres (No. 18) Orms (=Urbans) nach Urban Schumann, der es 1608 besaß, usw.
  3. 11. Handelsb. P.A., 494: 1598 verkauft Merten Adam an seinen Sohn Nicoll das Gut. „Die Nachbarschaft bei der Gemeine behält ihme der Vater zuvor, solange es ihm beliebet.“