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C. Die Gemeinde und ihre Schicksale bis zum 19. Jahrhundert.



1. Die Nachbarschaft.

Kaditz besaß im Ausgange des Mittelalters eine Eigentümlichkeit, welche so deutlich kaum ein andres Dorf aufweist: es war ein reines Bauerndorf. Es saß dort kein Handwerker, es war kein Kretscham im Ort, weder eine Schule noch eine besetzte Pfarrei waren da – die Nachbarschaft war unter sich.

Außerhalb der Nachbarschaft stand nur ein Mann, der eine eigne Wohnung im Dorfe hatte: der Hirt oder der Hutmann, wie er in den Dörfern hieß. Der Hutmann hütete die Schweine, das sonstige Vieh des Dorfes hütete die Jugend. Er trieb die Schweine östlich zum Dorf hinaus und um die eingeplankten „Kräuter“ die alte Triebe hinauf nach der Meißner Landstraße. Die Schweine sühlten sich dort im Gleinenteich und fanden in der bis dahin reichenden Eichenwaldung Futter. Der Hutmann erhielt als Entgelt einen „Schutt“ von der Gemeinde; „gleichergestalt muß der Herr Pfarrer von seinem Schwein-Viehe, was er vorm Hirten treibet, nachbarlich bezahlen und gebührend erschütten“, heißt es in der Festsetzung der „Pfarreinkünfte vom 11. August 1671“[1].

Der Hutmann war ein rüstiger Mann, der die Weinberge mit Mist beschickte und auf dem Pfarrgut Tagelöhnerdienst verrichtete[2]. Leicht war es nicht, die halbwilden Schweine zu hüten: 1598, den 25. September ungefähr um 2 Uhr nachmittags haben der Gemein Heerd Schweine zu Kaditz einen Knaben im Tännicht auf der Straße


  1. Pfarr. A K.
  2. Acta in puncto geweigerter Handarbeit umbs Lohn der nach Kaytitz eingepfarrten Tagelöhner 1662 (RA.D.: Amtshptm. Archiv IX, 5, No 65).