Seite:Heft21VereinGeschichteDresden1909.djvu/73

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wohl auch eine Badestube im Baumgarten[1] schufen ein mannigfaltigeres Bild des Hofes.

Die Entwicklung des Hofes zu Kaditz hängt zusammen mit der der sogenannten „Hufen in Dorfgütern“. Kaditz war gewachsen, statt der einen Dorfhufe, welche im Beginn der Hufenwirtschaft auf den Hof kam, ruhte in der späteren Zeit meist auch die Bewirtschaftung von Gleinischen und Vorwerksteilen auf den Höfen. Dies führte dazu, daß in Erbfällen die Dorfhufen („die Hufen in Dorfgütern“) geteilt wurden und zu jedem Teil, zu jeder Hälfte (denn über die Halbteilung der Dorfhufen ging man in Kaditz nicht hinaus) ein Gleinischer oder ein Vorwerksteil, meist beide zusammen, geschlagen wurden. Die Güter der Neuzeit bestehen danach im Durchschnitt aus einer halben Dorfhufe und einer halben Gleinischen Hufe oder aus einer halben Dorfhufe zusammen mit einer viertel Gleinischen Hufe und einem Vorwerksteil. Ein einziger Hof hat keinen Anteil in Dorfgütern, es ist dies ein von der alten Dorfverfassung abweichender Fall der jüngeren Entwicklung[2].

Mit der „Hufe in Dorfgütern“ mußte auch der Hof geteilt werden. Man rückte die Höfe nicht auseinander, man spaltete sie vom Dorfplatz aus in zwei gleiche Hälften. Gleichzeitig wurden sämtliche Fluranteile, welche der Hof in den vielen Schlägen der Dorfgüter besaß, der Länge nach in zwei Hälften geschieden[3].

Die Höfe wurden hierdurch eng, die Fluranteile schmal: es wurden Hofraithen geschaffen, die kaum noch die Bedingung des


  1. 21. Handelsb. Bl. 460. Badestuben befanden sich bis zum 17. Jahrhundert in allen Gütern. Zu Kaditz sind einige Reste aus dem 18. Jahrh. das älteste erhaltene Bauliche: die Häuslernahrung mit dem Handwerkszeichen der Wagnerei nahe der Kirche enthält Inschriften des Jahres 1762. Das Fachwerk wurde früher zum Teil durch Andreaskreuze (die „Sägeböcke“) gebildet. Dies zeigt noch das älteste Pieschener Haus (das sogenannte „alte Pfarrerhaus“, Pieschen, Moltkestr. 31). Zahnschnitt und andere Verzierungen waren früher, als die Heide Eichenholz gab, häufiger.
  2. Martin Zscheile, der 1608 den Hof mit ½ Vorwerkshufe seinem Sohn Hans übergab, hatte vorher am Ende des Dorfs (jetzt Übigauer Str. No. 2) einen neuen Hof für seinen Sohn Georg aufgerichtet. Er lag deshalb lange im Streit mit der Gemeinde, da er seinen altväterlichen Besitz an Dorfgütern dorthin übertragen hatte (Coll. S. P.A. VI, 144). Hans Zscheiles Hof kaufte 1637 Jonas Adam, seitdem heißt das Gut, das 1835 ½ Vorwerkshufe, ½ Poppitzhufe und ¼ Hufe in den Gleinen hatte, „Jonses“ (No. 26).
  3. Siehe Anhang IV.