Rauchfangs, so war dem Richter und der Gemeinde unverwehrter Zutritt zu Haus und Hof zu gestatten[1].
Vom Herdplatz haben sich die übrigen Räume des Kaditzer Hauses nach und nach abgetrennt, oder sie sind, wenn man will, hinzugekommen. Die Ausbildung des Kaditzer Hauses knüpft sich höchst wahrscheinlich in der Frühzeit an die Ausbildung des sogenannten Sullers oder Söllers. Es war in einem Hause, in welchem der Herd mit umfänglichem Rauchabzug etwas Hergebrachtes und der Dörrung und Räucherung des Fleisches[2] wegen Unumgängliches war, ein bedeutender Schritt, wenn ein oberer Raum vom eigentlichen Herdraum abgetrennt wurde. Unter dem suller der Dresdner Gegend ist im Mittelalter vermutlich nichts andres als der Boden über dem Erdgeschoss zu verstehen[3]. Der Suller leitete die Entwicklung des Bauernhauses im Elbtal ein, die Ausbildung des Obergeschosses schloß sie ab. Über zwei Geschosse und den abschließenden Boden ist das Kaditzer Bauernhaus nicht hinaus gediehen, noch zu Ende des Mittelalters scheint es nur aus Erdgeschoß und Dachraum bestanden zu haben[4]. Im Obergeschoß bildete sich dann jener eigentümliche „Gang“ (s. Abbildung) heraus, der mit seinen offenen Bögen oder Balkenstellungen der Erscheinung des Kaditzer Hauses besonderen Reiz verleiht.
Der Dorfgrundriß war schon im Mittelalter derselbe wie heute. Das Dorf war um ein Geringes kürzer, aber die Verteilung der Höfe in zwei gleichlange Reihen auf beiden Seiten des gestreckten
- ↑ Klingner D. I, S. 682, III, S. 231.
- ↑ Geräuchert wurde so ziemlich alles, sogar Wölfe, Füchse, „Stenker“ usw. (Coll. S. A. D. VII, 193).
- ↑ Richter V. III, S 269. Brückenamtsrechn. 1462. „Das kornhuß eyns gemaches mit steyne hocher dirhogit und dy sullere gancz nuwe gemacht und gelegit.“ Vom Söller ist in den älteren Kaditzer Käufen mehrfach die Rede, so 1731 im Kauf des Bischofsgartens (Pfarrarchiv): „ein Fleckchen auf dem Haussöller und gleich darüber das Fleckchen auf dem Oberboden“. Im Handelsb. P.A. 1701, Bl. 482: „das Fleckchen aufm Obersöller von der Treppe an bis zur Futtermauer zum Futter“. Handelsb. P.A. 1703, Bl. 762: „ein Raum aufm Ober-Söller zum Futter“ usw. – 1659 werden Ställe mit 1½ Geschoß zu Kaditz erwähnt (Handelsb. P.A.).
- ↑ Zweigeschossige Wohnhäuser als Neubauten tauchen auf dem Land im Meißnischen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mehrfach auf: 1578 ein Haus uf zwei geschos 34 Ellen lang und inwendig 12 Ellen breit zu Priestewitz (4. Handelsb. P.A., Bl. 411b).
Otto Trautmann: Kaditz bei Dresden. i. A. des Verein für Geschichte und Topographie Dresdens und seiner Umgebung, Dresden 1909, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft21VereinGeschichteDresden1909.djvu/71&oldid=- (Version vom 21.3.2023)