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erbaute selbst ein Tellurium und ein großes seinerzeit vielbewundertes Planetarium; auch seine Bestrebungen sind völlig nur aus den Anregungen, welche er in seinem heimatlichen Dorfe empfangen hat, zu verstehen.

2. Hofleben.

Innerhalb des slawischen Hofes walteten Mächte, welche das Haus an seinem Orte beschirmten und hüteten. Die Kaditzer Überlieferung kennt noch jetzt in mehreren Höfen des Dorfes „Kubelchen“ (Koboldchen), Hausgeister, welche dem Besitzer hilfreich sind und ihm Segen bringen. Ursprünglich müssen sie in einem Winkel am Herde gehaust haben, später versetzte die Sage sie in dem Keller und an andere Orte des Hauses. Namentlich zwei Höfe des Dorfes sind es, von denen erzählt wird, daß Kubelchcn ihnen Glück brächten. Nachts, wenn es still im Dorf sei, höre man sie noch geschäftig mit den Milchäschen klappern.

a) Der Hof und sein Wert.

Der Herd hat zu Kaditz wie anderwärts ursprünglich den Mittelpunkt des Hauses gebildet. Bis in das 19. Jahrhundert behauptete er die Stelle, welche der in das Haus Tretende zuerst erblickte[1].

Über dem Herd befand sich der Rauchfang, eine Anlage, welcher die größte Aufmerksamkeit seitens der Gemeinde wie des Einzelnen zugewendet wurde[2]. Streng abgeschlossen war der einzelne Hof zu Kaditz, es bestand, vermutlich nach sehr altem Herkommen, eine Art Höfe- und Zaunrecht, das bei gewissen Gelegenheiten sich geltend machte. Wenn eine Hochzeitsgesellschaft zu Kaditz vor das Gehöft des Bräutigams zog und Einlaß forderte, wurde ihr nicht eher aufgetan, als bis über den Zaun gereichte Speisen verzehrt waren[3]. Selbst rückständiger Steuern wegen durfte der Hof nicht ohne Weiteres betreten werden. Handelte es sich aber um Besichtigung des


  1. Daß Speisen (Fische) im Tiegel auf dem Herd, der sonst nur noch zum Aufschichten von Holz diente, gebraten wurden, ist älteren Kaditzern noch in Erinnerung.
  2. Siehe hierzu: „Das Bauernhaus in Deutschland", Kgr. Sachsen.
  3. Wo Haus und Tor den Hof völlig abschlossen, wurden die Speisen den Draußenstehenden an Seilen übers Tor gelassen, um die Sitte aufrecht zu erhalten