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Zwei Leistungen waren es, welche zuerst vom Bauer erfordert wurden: das Getreide zum Brot und das Getreide zur Saat, als drittes schloß sich das Getreide für den Zins an.

a) Saat, Brotgetreide und Zins.

1688 war die Hufe zu Kaditz mit 10 Scheffeln Aussaat abgeschätzt[1], zu ergänzen ist: in allen drei Arten[2], in Winterfeld, Sommerfeld und Brache. Rechnet man auf das Sommerfeld nur die Hälfte der Aussaat des Winterfelds[3], so ergibt sich eine Aussaat von mindestens 15 Scheffeln für das Hufengut, von mindestens 450 Scheffeln für das Dorf.

Die zweite Leistung war die „Brödung“. Der Kampf um das Brot war zuzeiten der Teuerung, wenn Trockenheit das Land heimsuchte, wenn die Brunnen versiegten und die Hungersteine aus dem Strom stiegen, der einzige, welchen das Dorf führte. Nichts konnte wohl das Landvolk tiefer erbittern, als wenn eine willkürliche Besteuerung mit diesem Maß spielte. „1682 hatte es dem Kurfürsten gnädigst gefallen, daß hinfürder auf jede Person, so über 12 Jahre alt, in denen Dorfschaften jährlich 6 Scheffel Korn vermahlen werden sollten“[4]. Die Regierung hatte sich dabei vielleicht auf die immer reichlicher bemessenen Auszugsleistungen der einzelnen Bauergüter gestützt. Eine tiefe Bewegung ging durch die Dörfer. In einer Eingabe des Dorfes Weinböhla wird es ausgesprochen, daß „nicht zu vermuten, daß der stärkste Mann, geschweige denn eine junge Person, weniger noch Weibsbilder und Kinder, jährlich 6 Scheffel konsumieren sollten, weil zumal es auch viel unvermögende Kranke und sehr alte Leute gibt, deren etliche zusammen das ganze Jahr nicht 6 Scheffel bedürfen“.

Auffallenderweise ist das Mahlzwangsquantum des Dorfs Kaditz, dem ursprünglich zweifellos nur die Hufen der Dorfgüter und des


  1. Schock, P.A. (F.A., Rep. Ia, 2649.)
  2. Schock. Erbamt Meißen (F.A., Rep. Ia, 3372, Bl. 33, 36 u. a. O., z. B. eine Hufe zu Birmenitz nach 9 Scheffel Aussaat in allen drei Arten).
  3. Für das Winterfeld siehe das Dorf Striesen bei Dresden, Coll. S.A.D.II, Zinsen, 2. Abteilung: Tabelle über der Dörfer Striesen, Strehlen, Prohlis, Reick und Gruna am 3. u. 4. Mai 1689 erlittenen Frostschaden (mit ausführlichen Angaben über Aussaat und Ertrag nach den einzelnen Hufen, die Hufe zu Striesen durchschnittlich 10 Scheffel Wintersaat).
  4. Coll. S.A.D.IV. Mühlensachen, 109.