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die Gemeinde versammelt wurde; noch 1885 war er in dringenden Fällen, bei rascher Einquartierung, bei Notschlachten oder bei der einfachen Art der alten Steuererhebung zu Kaditz, noch 1873 zu Trachau und 1866 zu Mickten[1] in Gebrauch. Zu Kaditz ist das Sorbische als Sprache spätestens im 14. Jahrhundert dem Deutschen gewichen – ein starker Einschlag sorbischer Worte blieb aber vermutlich noch lange zurück.

Eine leichte Einfriedigung, der „Dorffriede“[2], umschloß das Dorf, befestigte Dörfer wie im Westen Deutschlands kannte man im Meißnischen nicht. Sicher war die Anzahl der Höfe in der ältesten Zeit eine kleinere; noch 1445, als das Dorf bereits die Erwerbung der Gleinen vollzogen hatte, findet sich die Anzahl der zur „Folge“ verpflichteten Bauern mit nur 13 angegeben[3].

a) Die Gemarkung.

Die Flur des Dorfs erstreckte sich vom Vorwerk im Osten bis zum Bischofsweg. Neben den Rügen des Dorfs bezeugt dies die alte Überlieferung. Einst, so erzählt sie, gehörte alles Land jenseits des Bischofswegs zu Übigau. In der Pestzeit aber blieb das Land wüst liegen, an der Elbe wuchsen mächtige Eichen und den Bischofsweg entlang standen Büschelchen oder Buhschelchen, von denen die Flurstücke heute noch den Namen der Bauschlichen (1583 die „Pauschelicke“) tragen. In Übigau waren nur wenige Bewohner übrig, da rodeten die Nachbarn zu Kaditz das Land und machten es urbar. So kamen die Bauschlichen zu Kaditz. Sicher war ihre Erwerbung für das Dorf von wesentlicher Bedeutung. Kaditz war arm an Wiesen, an den Bauschlichen aber lag Wiesenland. Dieser Wiesen, der Bauschlichen und der „Giehren“, wird schon in alten Käufen ausdrücklich gedacht. Welch ein begehrter Besitz in der Kirchfahrt Wiesenland war, dafür gibt es ein merkwürdiges Zeugnis. Als 1658 der Gemeinde Serkowitz durch den kurfürstlichen Hausmarschall der Werder genommen werden sollte, da bot sie an, sich lieber auskaufen zu lassen und auszuziehen und in kurfürstlichen Erblanden, wo es offene, wüste Häuser geben würde, unter dero


  1. Böhme, S. 37.
  2. Rügen K., 2. – Dorffriede hieß die Einfriedigung auch zu Serkowitz, Trachau usw.; zu Pieschen kommt die Bezeichnung „Dorfrheden (Dorfraithen)“ vor.
  3. DG. 1903, S. 179.